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Donnerstag, 19. Januar 2012
Fröhlich, feucht und liberal
zirkustiger, 12:20h
Neunzehnter Januar
Ich weiß ja nicht, wie es euch damit geht – ich halte Westerwelles Brille für den Grund allen Übels (vor allem natürlich der üblen Meinung, die die Mehrheit offenbar von unserem Außenminister hat). Wieso, fragt ihr? Ist euch das noch nie aufgefallen?! Die Stärke seiner Brillengläser führt zu einer lupenartigen Vergrößerung seiner Augen, deren starrer Blick damit den ausgesprochen naiven Ausdruck andauernden Nichtbegreifens dessen, was da zeitgleich seinem Munde entquillt, annimmt und verstärkt. Natürlich bestätigt uns dieser Effekt auch im guten Grundgefühl, diese wässrig blauen Augen (oder sind sie eher unschuldig rehbraun?) könnten ohnehin kein Wässerchen trüben, aber da sei man sich mal nicht zu sicher. Ob Haftlinsen die Lösung wären, vermag ich nicht zu sagen. Vielleicht sollte er einfach etwas häufiger blinzeln und die Augen nicht noch zusätzlich aufreißen, was den Vergrößerungseffekt der Brillengläser potenziert und die sich hinter den Pupillen andeutende Leere zum Vakuum geraten lässt. Oder Guido sollte sich doch besser einen anderen Job suchen, bei dem eine gewisse Comedy-taugliche Erscheinung eher tolerierbar ist als im Auswärtigen Amt. Zum Beispiel könnte er Partys geben. Genau – hat er gerade getan, anlässlich seines fünfzigsten Geburtstages. Das bringt mich ja auch auf den Gedanken: Da war er nämlich gar nicht so schlecht wie sonst! Er hat launig geplaudert, die Kanzlerin hat mit ihm gelacht und sich an frühere Begegnungen erinnert, selbst der ebenfalls geladene Gysi hat über den erneut bemühten Vergleich des demokratischen Sozialismus mit einem vegetarischen Schlachthaus geschmunzelt. Wowi war auch da, natürlich, der feiert ja auch gern (zumal die beiden, wie Guido etwas anzüglich bemerkte, ja noch mehr verbindet als nur die feuchtfröhliche Partylaune).
Kurz und gut: Es schien, als bedaure Guido am Ende selbst, dieses Parkett wieder mit dem ungleich glatteren der internationalen Politik tauschen zu müssen. Obwohl – seine letzten Sätze klangen wie eine Drohung: Er sei ja erst 50 geworden und keine 80, und da werde er sich noch lange und spürbar in die liberale Politik einmischen… Bin ich froh, dass die demnächst nicht mehr gewählt werden: die 18 (Promille) steht schließlich als Ziel, oder?
Ich weiß ja nicht, wie es euch damit geht – ich halte Westerwelles Brille für den Grund allen Übels (vor allem natürlich der üblen Meinung, die die Mehrheit offenbar von unserem Außenminister hat). Wieso, fragt ihr? Ist euch das noch nie aufgefallen?! Die Stärke seiner Brillengläser führt zu einer lupenartigen Vergrößerung seiner Augen, deren starrer Blick damit den ausgesprochen naiven Ausdruck andauernden Nichtbegreifens dessen, was da zeitgleich seinem Munde entquillt, annimmt und verstärkt. Natürlich bestätigt uns dieser Effekt auch im guten Grundgefühl, diese wässrig blauen Augen (oder sind sie eher unschuldig rehbraun?) könnten ohnehin kein Wässerchen trüben, aber da sei man sich mal nicht zu sicher. Ob Haftlinsen die Lösung wären, vermag ich nicht zu sagen. Vielleicht sollte er einfach etwas häufiger blinzeln und die Augen nicht noch zusätzlich aufreißen, was den Vergrößerungseffekt der Brillengläser potenziert und die sich hinter den Pupillen andeutende Leere zum Vakuum geraten lässt. Oder Guido sollte sich doch besser einen anderen Job suchen, bei dem eine gewisse Comedy-taugliche Erscheinung eher tolerierbar ist als im Auswärtigen Amt. Zum Beispiel könnte er Partys geben. Genau – hat er gerade getan, anlässlich seines fünfzigsten Geburtstages. Das bringt mich ja auch auf den Gedanken: Da war er nämlich gar nicht so schlecht wie sonst! Er hat launig geplaudert, die Kanzlerin hat mit ihm gelacht und sich an frühere Begegnungen erinnert, selbst der ebenfalls geladene Gysi hat über den erneut bemühten Vergleich des demokratischen Sozialismus mit einem vegetarischen Schlachthaus geschmunzelt. Wowi war auch da, natürlich, der feiert ja auch gern (zumal die beiden, wie Guido etwas anzüglich bemerkte, ja noch mehr verbindet als nur die feuchtfröhliche Partylaune).
Kurz und gut: Es schien, als bedaure Guido am Ende selbst, dieses Parkett wieder mit dem ungleich glatteren der internationalen Politik tauschen zu müssen. Obwohl – seine letzten Sätze klangen wie eine Drohung: Er sei ja erst 50 geworden und keine 80, und da werde er sich noch lange und spürbar in die liberale Politik einmischen… Bin ich froh, dass die demnächst nicht mehr gewählt werden: die 18 (Promille) steht schließlich als Ziel, oder?
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Freud lässt grüßen
zirkustiger, 12:17h
Siebzehnter Januar
Ich weiß ja nicht, wie es euch damit geht – ich hab immer noch meine Probleme mit diversen Formen des so genannten E-Learning. In einem bestimmten Umfeld – etwa der beruflichen Weiterbildung oder auch bei Schülern, die länger erkrankt sind – mögen derartige Angebote (zumeist als Ergänzung anderer Lernformen) ja ihre Berechtigung haben. Und Studenten bewegen sich auch schon ganz gern auf den Lernplattformen der Unis und Hochschulen (die Begeisterung der Hochschullehrerinnen und -lehrer ist übrigens nach meiner Beobachtung weitaus geringer), die allerdings eher Materialsammel- und -verteilstellen sind als wirkliche Orte des Lernens.
Suspekt sind mir aber vor allem die Versuche, diese Lernformen in der allgemeinbildenden Schule zu etablieren, verbunden mit euphorischen Heilsversprechungen (auch in Richtung der Lehrerschaft, für die dann alles leichter und besser würde). Ich vermute (bin ich zu argwöhnisch?) dahinter zunächst mal wirtschaftliche Interessen: SMART will Whiteboards vertickern, APPLE seine iPads und INTEL seine Prozessoren. Gut, die sollen ja auch leben, aber dabei bitte schön nicht so tun, als hinge das Heil der Pädagogik von ihren Segnungen ab. Jetzt geht ja der angebissene Apfel gerade in den USA in die Offensive: Man werde digitalisierte Schulbücher kostenfrei auf den eigenen Geräten (sprich: im geschlossenen Apple-Universum) anbieten und damit das gute alte Schulbuch zur Makulatur freigeben. Schon jubeln Gesundheitsexperten, wie leicht dann die Schultaschen werden, und die Kinder könnten sich dann noch ein paar Muffins und Burger mehr hineinstecken, um über die Runden zu kommen. Na ja, gut, nicht alles, was die Amis machen bzw. zulassen, machen wir unbesehen nach – die Zeiten sind zum Glück vorbei. Dennoch gibt es auch hierzulande naive und unbewiesene Vorstellungen, digitale Lernplattformen (allen voran die Open-Source-Allzweckwaffe „moodle“) könnten den Lernerfolg steigern und die Lehrkräfte dazu bringen, sich ihr Lehrmaterial in Kursen und Modulen selbst zu kreieren… Und diese Lernmodule und Moodlekurse – so die hochgesteckten Erwartungen – könnten dann unter den Lehrern verschiedener Schulen ausgetauscht werden, sodass in Bälde ein gewaltiger Pool an multimedialen Unterrichtseinheiten zum fröhlichen Tausch- und Nachnutzgeschäft bereitstünde… Hat das schon mal jemand ausprobiert? Ein Aufwand ohnegleichen; ich weiß, wovon ich rede. Und die Adaptierbarkeit durch andere Kolleginnen und Kollegen hält sich in engen Grenzen, das garantiere ich. Von den zahlreichen Urheberrechtsfragen mal ganz abgesehen, deren Verletzung bei unbedarftem Draufloswursteln droht (darauf spezialisierte Anwaltskanzleien dürften sich bereits heimlich die Hände reiben).
Ich habe jüngst an einer Arbeitstagung innerhalb eines derartigen Modellversuchs teilgenommen. Ich habe dabei vieles gezeigt bekommen, was durchaus hübsch anzusehen war. Allerdings hatte ich an keiner Stelle die erhellende Erkenntnis, den jeweiligen Stoff nicht auch auf die ach so verpönte traditionelle Weise vermitteln zu können (wer mit „traditionell“ immer gleich „veraltet“ meint, der sollte mal echte pädagogische Traditionen suchen – in der Reformpädagogik zum Beispiel von Freinet bis Reichwein, von Dewey bis Neill – und diese daraufhin abklopfen, was sie unserer heutigen Schule an zeitgemäßen Impulsen zu geben vermögen!).
Natürlich – die teilnehmenden Lehrer waren stolz auf das, was sie geleistet haben. Und das ist ja auch ihr gutes Recht. Der Aufwand dafür aber ist sehr hoch, wie alle zugaben. Unverhältnismäßig hoch – nach meiner unmaßgeblichen Meinung. Und eine Lehrerin brachte es in ihrem Vortrag ungewollt auf den Punkt, als sie im Brustton der Überzeugung verkündete: „Sicher kann man nicht jeden Lehrer damit begeistern, aber es gibt bereits ganz viele Kollegen, die dem E-Learning ganz aufgeschlossen entgegen stehen…“!
Diese Aufgeschlossenheit lob ich mir – und grüße Freud ganz herzlich zurück.
Ich weiß ja nicht, wie es euch damit geht – ich hab immer noch meine Probleme mit diversen Formen des so genannten E-Learning. In einem bestimmten Umfeld – etwa der beruflichen Weiterbildung oder auch bei Schülern, die länger erkrankt sind – mögen derartige Angebote (zumeist als Ergänzung anderer Lernformen) ja ihre Berechtigung haben. Und Studenten bewegen sich auch schon ganz gern auf den Lernplattformen der Unis und Hochschulen (die Begeisterung der Hochschullehrerinnen und -lehrer ist übrigens nach meiner Beobachtung weitaus geringer), die allerdings eher Materialsammel- und -verteilstellen sind als wirkliche Orte des Lernens.
Suspekt sind mir aber vor allem die Versuche, diese Lernformen in der allgemeinbildenden Schule zu etablieren, verbunden mit euphorischen Heilsversprechungen (auch in Richtung der Lehrerschaft, für die dann alles leichter und besser würde). Ich vermute (bin ich zu argwöhnisch?) dahinter zunächst mal wirtschaftliche Interessen: SMART will Whiteboards vertickern, APPLE seine iPads und INTEL seine Prozessoren. Gut, die sollen ja auch leben, aber dabei bitte schön nicht so tun, als hinge das Heil der Pädagogik von ihren Segnungen ab. Jetzt geht ja der angebissene Apfel gerade in den USA in die Offensive: Man werde digitalisierte Schulbücher kostenfrei auf den eigenen Geräten (sprich: im geschlossenen Apple-Universum) anbieten und damit das gute alte Schulbuch zur Makulatur freigeben. Schon jubeln Gesundheitsexperten, wie leicht dann die Schultaschen werden, und die Kinder könnten sich dann noch ein paar Muffins und Burger mehr hineinstecken, um über die Runden zu kommen. Na ja, gut, nicht alles, was die Amis machen bzw. zulassen, machen wir unbesehen nach – die Zeiten sind zum Glück vorbei. Dennoch gibt es auch hierzulande naive und unbewiesene Vorstellungen, digitale Lernplattformen (allen voran die Open-Source-Allzweckwaffe „moodle“) könnten den Lernerfolg steigern und die Lehrkräfte dazu bringen, sich ihr Lehrmaterial in Kursen und Modulen selbst zu kreieren… Und diese Lernmodule und Moodlekurse – so die hochgesteckten Erwartungen – könnten dann unter den Lehrern verschiedener Schulen ausgetauscht werden, sodass in Bälde ein gewaltiger Pool an multimedialen Unterrichtseinheiten zum fröhlichen Tausch- und Nachnutzgeschäft bereitstünde… Hat das schon mal jemand ausprobiert? Ein Aufwand ohnegleichen; ich weiß, wovon ich rede. Und die Adaptierbarkeit durch andere Kolleginnen und Kollegen hält sich in engen Grenzen, das garantiere ich. Von den zahlreichen Urheberrechtsfragen mal ganz abgesehen, deren Verletzung bei unbedarftem Draufloswursteln droht (darauf spezialisierte Anwaltskanzleien dürften sich bereits heimlich die Hände reiben).
Ich habe jüngst an einer Arbeitstagung innerhalb eines derartigen Modellversuchs teilgenommen. Ich habe dabei vieles gezeigt bekommen, was durchaus hübsch anzusehen war. Allerdings hatte ich an keiner Stelle die erhellende Erkenntnis, den jeweiligen Stoff nicht auch auf die ach so verpönte traditionelle Weise vermitteln zu können (wer mit „traditionell“ immer gleich „veraltet“ meint, der sollte mal echte pädagogische Traditionen suchen – in der Reformpädagogik zum Beispiel von Freinet bis Reichwein, von Dewey bis Neill – und diese daraufhin abklopfen, was sie unserer heutigen Schule an zeitgemäßen Impulsen zu geben vermögen!).
Natürlich – die teilnehmenden Lehrer waren stolz auf das, was sie geleistet haben. Und das ist ja auch ihr gutes Recht. Der Aufwand dafür aber ist sehr hoch, wie alle zugaben. Unverhältnismäßig hoch – nach meiner unmaßgeblichen Meinung. Und eine Lehrerin brachte es in ihrem Vortrag ungewollt auf den Punkt, als sie im Brustton der Überzeugung verkündete: „Sicher kann man nicht jeden Lehrer damit begeistern, aber es gibt bereits ganz viele Kollegen, die dem E-Learning ganz aufgeschlossen entgegen stehen…“!
Diese Aufgeschlossenheit lob ich mir – und grüße Freud ganz herzlich zurück.
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