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Dienstag, 6. März 2012
Noch mal Glück gehabt
zirkustiger, 20:43h
6. März
Ich weiß ja nicht, wie es euch damit geht – mich hat es jedenfalls nicht überrascht, auf welche Weise die Kaulitz-Brüder soeben aus der Versenkung auftauchen und wieder ein paar Zeilen in den Gazetten gewidmet bekommen. Da hocken sie nun seit anderthalb Jahren in den USA mit jenem Menschen, der sich bei ihnen ja angeblich um alles kümmert, rum, um an einem neuen Album zu basteln, auf das wohl nicht mal mehr die kreischenden Teenies von einst wirklich warten. Was sollen sie auch mit diesem ausgemergelten und selbst verunstalteten Jammerlappen anfangen, den uns die Paparazzi da frei Haus servieren? Und der mal ihr Idol war: Der Bill aus Magdeburg mit der schwarz gestylten Mähne und dem glatten, weißen Mädchen-Gesicht, der süße kleine Bruder von Tom, der hinter den gepiercten Ohren immer noch grün und feucht schien, und der Sohn von Eltern, die ihre Aufsichtspflicht für ihre minderjährigen Sprösslinge auf sträfliche Weise vernachlässigt haben und dennoch keinen Richter fürchten müssen (fürchte ich).
Gregor und Gustav, die im Schatten als Rhythmusgruppe auch nicht schlecht vor sich hin vegetierten, scheinen ja irgendwie den Absprung gekriegt zu haben; schön für sie – was mögen sie nun denken über das Brüderpaar, dem das Rampenlicht so rasch die Seele verätzt hat? Dabei war es doch so schön still um sie alle geworden seit dem Monsun und dem Schrei – selbst die Tokio-Hotel-Witze-Seiten im Internet haben seit 2009 kaum neues Material erhalten (also konnten schon da viele nicht mehr drüber lachen).
Das habe ich gewusst, dass es so endet, sagt meine Frau und schaut mich über die Zeitung hinweg an. Du hast es schon damals gesagt, bestätige ich.
Und denke, klar wolltest du auch in dem Alter groß rauskommen. Und der Teufel greift sich bekanntlich jeden kleinen Finger, und die Hand dran, und den Mann. Man muss ja direkt froh sein, dass man selber nie wirklich in diese Versuchung kam. Was hätte nicht alles passieren können, als ich mir mit 14 die erste Gitarre bezupfte?! Und mit 17 dann das Herzklopfen in der Schüler-Combo: Nachmittags im „Haus der Jungend“ zum Tanztee! Nicht ein BH flog auf die Bühne! Dabei hatte ich meine Akne übersalbt, so gut es ging, und sang, so schön ich konnte: „Heart of stone“ und „Bad moon rising“. Und „Anna-Maria“, das war von den Roten Gitarren und ein echter Büchsenöffner, wie die Jungs aus der Zwölften grinsend klugschissen, wenn sie mit unseren Mädels (denen aus der Elften) abzogen, während wir noch die Boxen in den Instrumentenkeller schleppen mussten. Über der Bühne hing noch die Losung zum 1. Mai (oder zum Frauentag?), und das magere Honorar floss in die Raten für die Anlage, die wir unseren musikalischen Vorgängern an der Schule abgekauft hatten. In deren Reihen saß übrigens ein späterer Wirtschaftsminister am Schlagzeug (was im Klartext heißt, dass wir einen Haufen Geld für den Mist hingelegt haben). Natürlich war diese Karriere damals nicht unbedingt abzusehen, obwohl uns schon klar war, dass es nur am Schlagzeug ein schweres Leben für ihn werden würde.
So viel zu den alten Zeiten, in denen auch ich das Pech hätte haben können, wie Bill und Tom zu enden.
Ich weiß ja nicht, wie es euch damit geht – mich hat es jedenfalls nicht überrascht, auf welche Weise die Kaulitz-Brüder soeben aus der Versenkung auftauchen und wieder ein paar Zeilen in den Gazetten gewidmet bekommen. Da hocken sie nun seit anderthalb Jahren in den USA mit jenem Menschen, der sich bei ihnen ja angeblich um alles kümmert, rum, um an einem neuen Album zu basteln, auf das wohl nicht mal mehr die kreischenden Teenies von einst wirklich warten. Was sollen sie auch mit diesem ausgemergelten und selbst verunstalteten Jammerlappen anfangen, den uns die Paparazzi da frei Haus servieren? Und der mal ihr Idol war: Der Bill aus Magdeburg mit der schwarz gestylten Mähne und dem glatten, weißen Mädchen-Gesicht, der süße kleine Bruder von Tom, der hinter den gepiercten Ohren immer noch grün und feucht schien, und der Sohn von Eltern, die ihre Aufsichtspflicht für ihre minderjährigen Sprösslinge auf sträfliche Weise vernachlässigt haben und dennoch keinen Richter fürchten müssen (fürchte ich).
Gregor und Gustav, die im Schatten als Rhythmusgruppe auch nicht schlecht vor sich hin vegetierten, scheinen ja irgendwie den Absprung gekriegt zu haben; schön für sie – was mögen sie nun denken über das Brüderpaar, dem das Rampenlicht so rasch die Seele verätzt hat? Dabei war es doch so schön still um sie alle geworden seit dem Monsun und dem Schrei – selbst die Tokio-Hotel-Witze-Seiten im Internet haben seit 2009 kaum neues Material erhalten (also konnten schon da viele nicht mehr drüber lachen).
Das habe ich gewusst, dass es so endet, sagt meine Frau und schaut mich über die Zeitung hinweg an. Du hast es schon damals gesagt, bestätige ich.
Und denke, klar wolltest du auch in dem Alter groß rauskommen. Und der Teufel greift sich bekanntlich jeden kleinen Finger, und die Hand dran, und den Mann. Man muss ja direkt froh sein, dass man selber nie wirklich in diese Versuchung kam. Was hätte nicht alles passieren können, als ich mir mit 14 die erste Gitarre bezupfte?! Und mit 17 dann das Herzklopfen in der Schüler-Combo: Nachmittags im „Haus der Jungend“ zum Tanztee! Nicht ein BH flog auf die Bühne! Dabei hatte ich meine Akne übersalbt, so gut es ging, und sang, so schön ich konnte: „Heart of stone“ und „Bad moon rising“. Und „Anna-Maria“, das war von den Roten Gitarren und ein echter Büchsenöffner, wie die Jungs aus der Zwölften grinsend klugschissen, wenn sie mit unseren Mädels (denen aus der Elften) abzogen, während wir noch die Boxen in den Instrumentenkeller schleppen mussten. Über der Bühne hing noch die Losung zum 1. Mai (oder zum Frauentag?), und das magere Honorar floss in die Raten für die Anlage, die wir unseren musikalischen Vorgängern an der Schule abgekauft hatten. In deren Reihen saß übrigens ein späterer Wirtschaftsminister am Schlagzeug (was im Klartext heißt, dass wir einen Haufen Geld für den Mist hingelegt haben). Natürlich war diese Karriere damals nicht unbedingt abzusehen, obwohl uns schon klar war, dass es nur am Schlagzeug ein schweres Leben für ihn werden würde.
So viel zu den alten Zeiten, in denen auch ich das Pech hätte haben können, wie Bill und Tom zu enden.
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