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Donnerstag, 29. März 2012
Aufregung im Hühnerstall
zirkustiger, 21:29h
29. März
Ich weiß ja nicht, wie es euch damit geht – mich fesselt die aktuelle Debatte um die TV-Talk-Kultur derzeit doch mächtig. Selbst Bundestagspräsident Norbert Lammert meldet sich da zu Wort und erwartet, dass der Polit-Talk sich in Kürze von selbst totläuft: Die üblichen Verdächtigen gäben sich bei Illner, Plasberg und Jauch die Klinke in die Hand, murrt er, und die Moderatoren sähen ihre Funktion darin, spätestens dann, wenn die ernsthafte Debatte eines ernsthaften Problems drohe, lenkend einzugreifen, um wieder in seichteres Fahrwasser zu geraten. Dass im Fernsehen vieles, wenn nicht alles zur Unterhaltung gerät, hat uns Neil Postman in „Wir amüsieren uns zu Tode“ (Huxleys „Schöne neue Welt“ stand Pate) schon vor einem reichlichen Vierteljahrhundert gepredigt. Und Marshall McLuhan hat es Jahre vorher auch schon gewusst: „The medium is the message“ – das Medium beeinflusst den Charakter dessen, was darüber verbreitet wird. Und daran hat sich offenbar wenig geändert.
Aber das Thema hat ja viele Fassetten. Da ist das mitunter nicht von Häme freie Mitleiden mit dem großen Blonden, der nunmehr vom ZDF-Samstagabend auf den Vorabend der ARD gerutscht ist und dabei seine vielen Fans verloren zu haben scheint. Aber mal ehrlich: Wer will…; nein: Wer kann denn Gottschalk um diese Zeit sehen? Da werden doch Babys gewickelt und Pizzen bestellt, da schaut man noch mal rasch in die Zeitung, was um 20.15 Uhr kommt oder ob man doch lieber ins Kino ausweicht, da fällt hier und da wohl auch ein kleines Nickerchen ab oder der Gassi-Gang mit Moppi steht an. Und wenn der Frühling erst mal richtig da ist, dass man wieder ohne Blasenentzündungsgefahr auf dem Rasen sitzen kann, dann werden auch die inzwischen georderten Studiozuschauer das Format nicht retten. Wetten dass…?
Nun aber hat es auch den Altmeister erwischt: „Dirty Harry“ muss bei Sat1 seinen Hut nehmen: Die Quoten seines LateNight-Talks sind so tief im Keller, dass nicht mal der (also der gedachte Hut auf dem weißen Haupt von Harald Schmidt) noch daraus hervorlugt. Allenthalben großes Bedauern – Schmidt sei schließlich einer der Miterfinder und prägenden Gestalter des Formats gewesen; was war das seinerzeit noch toll mit Herbert Feuerstein im ungleichen Duo, aber na ja, die Zeit bleibt nicht stehen.
Apropos: Vielleicht ist die Zeit des inflationären TV-Gequassels ja tatsächlich vorbei? Sozusagen gegessen: Das erinnert mich an meine Kindheitserlebnisse beim Bauern in der Nachbarschaft. Die dort ständig den Hof vollscheißende Hühnerschar dokumentierte ihre Schwarmintelligenz vor allem durch lautstarkes „Talk, talk, talk, talk, talk…“. Und Bauer Lindemann brummte dazu: „Wartet nur, bald landet ihr sowieso im Topf!“
Wohl bekomm's! Und dann darf man gespannt sein, was uns im After-Talk-Zeitalter erwartet…
Ich weiß ja nicht, wie es euch damit geht – mich fesselt die aktuelle Debatte um die TV-Talk-Kultur derzeit doch mächtig. Selbst Bundestagspräsident Norbert Lammert meldet sich da zu Wort und erwartet, dass der Polit-Talk sich in Kürze von selbst totläuft: Die üblichen Verdächtigen gäben sich bei Illner, Plasberg und Jauch die Klinke in die Hand, murrt er, und die Moderatoren sähen ihre Funktion darin, spätestens dann, wenn die ernsthafte Debatte eines ernsthaften Problems drohe, lenkend einzugreifen, um wieder in seichteres Fahrwasser zu geraten. Dass im Fernsehen vieles, wenn nicht alles zur Unterhaltung gerät, hat uns Neil Postman in „Wir amüsieren uns zu Tode“ (Huxleys „Schöne neue Welt“ stand Pate) schon vor einem reichlichen Vierteljahrhundert gepredigt. Und Marshall McLuhan hat es Jahre vorher auch schon gewusst: „The medium is the message“ – das Medium beeinflusst den Charakter dessen, was darüber verbreitet wird. Und daran hat sich offenbar wenig geändert.
Aber das Thema hat ja viele Fassetten. Da ist das mitunter nicht von Häme freie Mitleiden mit dem großen Blonden, der nunmehr vom ZDF-Samstagabend auf den Vorabend der ARD gerutscht ist und dabei seine vielen Fans verloren zu haben scheint. Aber mal ehrlich: Wer will…; nein: Wer kann denn Gottschalk um diese Zeit sehen? Da werden doch Babys gewickelt und Pizzen bestellt, da schaut man noch mal rasch in die Zeitung, was um 20.15 Uhr kommt oder ob man doch lieber ins Kino ausweicht, da fällt hier und da wohl auch ein kleines Nickerchen ab oder der Gassi-Gang mit Moppi steht an. Und wenn der Frühling erst mal richtig da ist, dass man wieder ohne Blasenentzündungsgefahr auf dem Rasen sitzen kann, dann werden auch die inzwischen georderten Studiozuschauer das Format nicht retten. Wetten dass…?
Nun aber hat es auch den Altmeister erwischt: „Dirty Harry“ muss bei Sat1 seinen Hut nehmen: Die Quoten seines LateNight-Talks sind so tief im Keller, dass nicht mal der (also der gedachte Hut auf dem weißen Haupt von Harald Schmidt) noch daraus hervorlugt. Allenthalben großes Bedauern – Schmidt sei schließlich einer der Miterfinder und prägenden Gestalter des Formats gewesen; was war das seinerzeit noch toll mit Herbert Feuerstein im ungleichen Duo, aber na ja, die Zeit bleibt nicht stehen.
Apropos: Vielleicht ist die Zeit des inflationären TV-Gequassels ja tatsächlich vorbei? Sozusagen gegessen: Das erinnert mich an meine Kindheitserlebnisse beim Bauern in der Nachbarschaft. Die dort ständig den Hof vollscheißende Hühnerschar dokumentierte ihre Schwarmintelligenz vor allem durch lautstarkes „Talk, talk, talk, talk, talk…“. Und Bauer Lindemann brummte dazu: „Wartet nur, bald landet ihr sowieso im Topf!“
Wohl bekomm's! Und dann darf man gespannt sein, was uns im After-Talk-Zeitalter erwartet…
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