Donnerstag, 3. Mai 2012
Reservat der Worte | Ein Aufruf
zirkustiger, 16:14h
3. Mai
Ich weiß ja nicht, wie es euch damit geht - aber ein Kriterium für die Qualität der gesprochenen wie geschriebenen Sprache ist zweifellos ein variantenreicher, stilsicher eingesetzter Wortschatz. Ebenso wie das Sprachsystem selbst ist der Wortschatz – also das Material, aus dem sich Sprache regelgerecht konstruiert – historischen Veränderungen unterworfen. Dazu gehört natürlich auch das Verschwinden, das Ab- und Aussterben von Worten, was unterschiedliche Gründe haben kann. Sicher ist nicht jedem Begriff nachzuweinen, der dem Vergessen anheimfällt, und seine bloße Weiterverwendung macht dort keinen Sinn, wo das damit Bezeichnete oder Gemeinte längst aus unserer Welt verschwunden ist. Andererseits kann die Reduktion des aktiven Wortschatzes zu einer deutlich sicht- und hörbaren Verarmung unserer sprachlichen Kommunikation führen. Das ist selbst durch Neologismen, also Wortneuschöpfungen, nicht zu verschleiern, zumal diese oftmals (man denke an SMS-Codes) eher ein Ausdruck dieser Spracharmut sind als ihre Therapie. Und bis zum „Neusprech“ der Gesellschaft, die uns George Orwell in „1984“ eindrucksvoll und warnend vor Augen führt, ist es dann nicht mehr weit.
Ich schlage deshalb vor, ein freundliches „Reservat für Worte“, die vom Aussterben bedroht sind, zu gründen. Lasst sie uns aufspüren, wiederbeleben, aufnehmen in unseren täglichen Sprachgebrauch. Räumen wir ihnen einen würdigen Platz ein in unserem Reservat und führen wir sie so vor Augen und Ohren all jener, denen ihr Ausdruck noch etwas wert ist. Eine Sprache lebt im und durch den Akt ihres Gebrauchs. Geben wir ihr diese Chance!
Soweit mein Aufruf. Was wäre zu tun? Ganz einfach: Wenn ihr auf seltene, selten gewordene Wörter stoßt, so schreibt sie einfach über die Kommentarfunktion an diesen Blogeintrag - gern mit ein paar eigenen Anmerkungen, einer Erinnerung, einer Anekdote. Worte, die ihr aus Kindertagen kennt, die man von den Großeltern gesprochen noch im Ohr hat und die vielleicht auch ein Gefühl von Geborgenheit und Heimat erzeugen. „Jetzt aber flugs!“, sagte meine Großmutter, wenn ich mal wieder nicht hurtig genug war. Wer sagt heute noch „flugs“ und „hurtig“? Da habe ich ja selbst schon die ersten Bewohner meines Wortreservats entdeckt… Und „anheimfallen“ habe ich ja eben schon im Aufruf gebraucht.
Wenn genug des aufmerksamen Schutzes bedürftige Worte zusammenkommen, lohnt es vielleicht, dafür eine Website zu basteln: www.reservat-der-worte.de. Die gibt es noch nicht. Aber was nicht ist, kann ja noch werden – dank eurer Hilfe. Ich bin gespannt…
Ich weiß ja nicht, wie es euch damit geht - aber ein Kriterium für die Qualität der gesprochenen wie geschriebenen Sprache ist zweifellos ein variantenreicher, stilsicher eingesetzter Wortschatz. Ebenso wie das Sprachsystem selbst ist der Wortschatz – also das Material, aus dem sich Sprache regelgerecht konstruiert – historischen Veränderungen unterworfen. Dazu gehört natürlich auch das Verschwinden, das Ab- und Aussterben von Worten, was unterschiedliche Gründe haben kann. Sicher ist nicht jedem Begriff nachzuweinen, der dem Vergessen anheimfällt, und seine bloße Weiterverwendung macht dort keinen Sinn, wo das damit Bezeichnete oder Gemeinte längst aus unserer Welt verschwunden ist. Andererseits kann die Reduktion des aktiven Wortschatzes zu einer deutlich sicht- und hörbaren Verarmung unserer sprachlichen Kommunikation führen. Das ist selbst durch Neologismen, also Wortneuschöpfungen, nicht zu verschleiern, zumal diese oftmals (man denke an SMS-Codes) eher ein Ausdruck dieser Spracharmut sind als ihre Therapie. Und bis zum „Neusprech“ der Gesellschaft, die uns George Orwell in „1984“ eindrucksvoll und warnend vor Augen führt, ist es dann nicht mehr weit.
Ich schlage deshalb vor, ein freundliches „Reservat für Worte“, die vom Aussterben bedroht sind, zu gründen. Lasst sie uns aufspüren, wiederbeleben, aufnehmen in unseren täglichen Sprachgebrauch. Räumen wir ihnen einen würdigen Platz ein in unserem Reservat und führen wir sie so vor Augen und Ohren all jener, denen ihr Ausdruck noch etwas wert ist. Eine Sprache lebt im und durch den Akt ihres Gebrauchs. Geben wir ihr diese Chance!
Soweit mein Aufruf. Was wäre zu tun? Ganz einfach: Wenn ihr auf seltene, selten gewordene Wörter stoßt, so schreibt sie einfach über die Kommentarfunktion an diesen Blogeintrag - gern mit ein paar eigenen Anmerkungen, einer Erinnerung, einer Anekdote. Worte, die ihr aus Kindertagen kennt, die man von den Großeltern gesprochen noch im Ohr hat und die vielleicht auch ein Gefühl von Geborgenheit und Heimat erzeugen. „Jetzt aber flugs!“, sagte meine Großmutter, wenn ich mal wieder nicht hurtig genug war. Wer sagt heute noch „flugs“ und „hurtig“? Da habe ich ja selbst schon die ersten Bewohner meines Wortreservats entdeckt… Und „anheimfallen“ habe ich ja eben schon im Aufruf gebraucht.
Wenn genug des aufmerksamen Schutzes bedürftige Worte zusammenkommen, lohnt es vielleicht, dafür eine Website zu basteln: www.reservat-der-worte.de. Die gibt es noch nicht. Aber was nicht ist, kann ja noch werden – dank eurer Hilfe. Ich bin gespannt…
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