Freitag, 13. Juli 2012
Volksversprecher
Natürlich freue ich mich als winziges Volksteilchen, wenn ein Volksvertreter mich und meine Interessen mal wirklich vertritt, gern auch lautstark und sprachgewaltig. Insofern will ich Frau Dalbert, die für B 90/Die Grünen im Magdeburger Landtag sitzt und ihre Oppositions-Fraktion führt, auch danken für ihre mahnenden Worte zu mangelnden Perspektiven des wissenschaftlichen Nachwuchses an unseren Hochschulen. Dies sage ich, obwohl es mich nun nicht mehr unmittelbar betrifft – irgendwann ist man halt altersmäßig raus aus dem Nachwuchs-Status und hat es geschafft (oder auch nicht). Aber man soll ja auch an die nach uns Kommenden denken, keine Frage. Frau Dalbert, selbst in professoraler Würde an der Uni Magdeburg verankert, macht sich nun in einer Pressemitteilung unter dem Titel „Verkrustung aufbrechen“ stark für mehr Juniorprofessuren und vor allem dafür, dass daraus feste Stellen werden, wenn sich die Inhaber entsprechend bewährt haben. So weit, so gut, so soll es sein!
Aber warum die Naturwissenschaftlerin Claudia Dalbert dafür die deutsche Sprache derart vergewaltigen muss, ist mir trotzdem schleierhaft: Zunächst ein Ausflug ins Englische, das klingt immer gleich so ungeheuer international, und deshalb muss die Juniorprofessur in Dalberts Worten nun einen „tenure track“ aufweisen – auf gut deutsch also eine Aufstiegsleiter. Denn nur dies – und so wird die politisierende Wissenschaftlerin in ungutem Deutsch weiter zitiert – böte die Chance auf „Verdauerung der Stelle“. Oha. Ich musste das Wort mehrfach lesen, da ich zunächst Stoffwechselbeschwerden vermutete. Zumindest sprachlich, liebe Frau Dalbert, fühle ich mich also keineswegs gut vertreten…

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