Freitag, 20. Februar 2015
Wenn die Babys zweimal piepen
Das ist doch endlich mal ein Schritt in die richtige Richtung: Das Krankenhaus in Stendal im nördlichen Sachsen-Anhalt stattet ab sofort seine Neugeborenen mit einem Transponder aus, der über Bluetooth signalisiert, wo sich das süße Scheißerchen gerade befindet. Ein armbanduhrgroßes Empfangsgerät am Handgelenk der Mutter sowie natürlich die Überwachungstechnik der Klinik sorgen dafür, dass niemand den frischen Erdenbürger aus der Klinik entführt, und auch Verwechslungen der Babys, die ja häufig genug vorkommen (zumindest in Groschenromanen und TV-Vorabendserien), seien dadurch ausgeschlossen, versichert die Krankenhausleitung stolz. Apropos häufig: Deutschlandweit soll es jährlich ein Dutzend Babyentführungen aus Kliniken geben. Sagt nicht das Stendaler Krankenhaus, sondern die Statistik…, sagt das Krankenhaus (also doch). Und im Mitteldeutschen Rundfunk versichert eine Stendaler Mutti, wie froh sie nun sei, denn es nehme ja immer mehr zu, dass Kinder aus Krankenhäusern gediebstählt würden... Dortselbst, also in Stendal, sei das allerdings noch nie vorgekommen. Man habe aber von einem Fall in Nürnberg gehört und sorge nun vor. Na, immerhin. Ach ja – 40.000 Euro habe die neue Technologie gekostet. Dafür könnte man ja sogar anderthalb Kinderkrankenschwestern einstellen, habe ich errechnet, aber die piepsen natürlich nicht so schön wie dieses neue Gerät, dessen Strahlung übrigens völlig unbedenklich sei für die Babys, keine Sorge! Zumal niemand weiß, wo genau der Transponder an den kleinen Wesen angebracht wird – da halten sich die stolzen Medizintechniker nämlich bedeckt.
Andererseits wirkt auch dieser Schritt letztlich wieder nur halbherzig. Es wäre doch für eine Klinik sicher keine Hürde, dem Neugeborenen gleich einen MicroChip in seine dralle Pobacke zu implantieren. Der könnte dann ein Leben lang Auskunft geben, wo der oder die Betreffende sich gerade seinen bzw. ihren Hintern breitsitzt. Ungeahnte Möglichkeiten für Polizei, Steuerfahndung sowie gehörnte Lebenspartner/-innen. Aber keine Sorge: Ich bin sicher, dass wir darauf nicht lange warten müssen. Der Fortschritt lässt sich nämlich nicht aufhalten! Und was Fortschritt ist, bestimmen auf diesem Planeten längst schon die Technologen…

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