Samstag, 21. Februar 2015
Ein Gruß in die Wolke
"Hier bin ich geborn, wo die Kühe mager sind wie das Glück..." - das widerfuhr ihm vor genau 60 Jahren: Gerhard Gundermann. Die ihn heute fleddern, 17 Jahre nach seinem viel zu frühen Tod, haben ihn zu Lebzeiten meist gar nicht gekannt. Und die, die ihn kannten, sind die eher Stillen (gut, Ausnahmen bestätigen die Regel). Ich will selbst auch gar nicht viel sagen, obgleich wir uns kannten, wie man sich eben kennt, wenn man in einem überschaubaren Land Ähnliches macht. Ich hab ihn erlebt mit den Feuersteinen in Frankfurt (Oder), als er den Hauptpreis der DDR-Chansontage gewann, "Männer, Frauen und Maschinen" auf ganz neue Weise besingend. Dann mit den viel zu lauten Wilderern im halleschen Steintor, aber selbst da: "Einsame Spitze"! Und solistisch noch im Frühjahr '98, als er den Rundturm der Moritzburg an drei Abenden hintereinander füllte mit seiner nachdenklichen Poesie, die nun, da er absteigen musste von seinem Bagger und wieder mal sein Leben umbrechen sollte, auch der Bitterkeit und des Sarkasmus nicht entbehrte. Wir wissen nicht, wie es weitergegangen wäre mit diesem sympathisch-anstrengenden Typen, der für die kommerzielle Kulturwelt so vollkommen unkompatibel erschien. Manches wäre ihm und uns erspart geblieben, wogegen er sich nicht mehr wehren konnte. Wir hätten sicher noch einige dieser Lieder bekommen, die sich auf wundersame Weise festhaken in der Seele. Und wir wussten doch längst, "dass alles, was kommt, auch wieder geht". Aber ob er sich einen Reim auf die heutige Welt machen könnte? "Immer wieder wächst das Gras..."
Den Film, den Andreas Dresen über dich drehen will, Gundi, den brauche ich nicht wirklich. Aber das heißt ja nicht, dass ihn andere nicht mögen werden. Meine drei Worte, um dich zu beschreiben (Conny und du, ihr habt das mal in Bezug auf Deutschland gemacht, weisstunoch?), lauten: ruhelos | radikal | menschlich.
Danke, Gundi!

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