Dienstag, 28. April 2020
Offenes Gespräch - immerhin!
zirkustiger, 22:12h
In Corona-Zeiten kommt man auf tolle Dinge. Wir - ein paar "alte, weiße Männer" und Freunde seit langem - haben einen virtuellen Gesprächskreis gegründet, in dem wir uns wechselseitig das zumailen, was wir Interessantes zum Thema finden in dem, was wir als Qualitätsmedien erachten: SPIEGEL und ZEIT, taz oder Tagesspiegel. Dann kann jeder seinen Senf dazugeben, und wir haben das Gefühl, nicht das Kaninchen vor der Schlange zu sein. Bis einer aus unserem Kreis in diesem Zusammenhang von "Rudelmedien" sprach und uns KenFM empfahl, um endlich die Wahrheit über Bill Gates und seinen durch Zwangsimpfung möglichen Griff zur Weltherrschaft zu erfahren...
Nun ja, dass es in unübersichtlichen Zeiten mit komplexen Herausforderungen unterschiedliche, teils gegensätzliche Meinungen gibt, ist zweifellos normal. Dafür mischen einfach zu viele (teils selbsternannte) Experten, vermeintlich Kundige und sendungsbewusste Laien dabei mit. Aber ich würde die ZEIT und den SPIEGEL nun nicht gleich als "Rudelmedien" disqualifizieren (wie weit ist es dann noch zur "Lügenpresse"?). Und dass man Ken Jebsen auch aus der linken Perspektive durchaus anders wahrnehmen kann, zeigt aktuell dieser Artikel der "Jungen Welt" (mit der ich im übrigen nur selten übereinstimme): https://www.jungewelt.de/artikel/377070.nazifl%C3%BCsterer-des-tages-ken-jebsen.html
Ich hab mir die KenFM-Videos auch angeschaut; einiges kannte ich bereits. Aber wie Bakhdi beispielsweise rumeiert und nicht sagt, dass Sars-CoV-2 ein tatsächlich neues Virus ist (was es nun mal ist!), das ist mir sehr suspekt (natürlich ist der Corona-Stamm seit langem bekannt, was aber keineswegs bedeutet, dass wir seine Mutationen im Griff haben).
Und auch das Bill-Gates-Bashing geht mir zu weit. Sicher, sein etwas vordergründiges Handlungsfundament der christlichen Nächstenliebe muss ich nicht teilen. Aber das hatten Martin Luther King, Stephen Biko und viele andere (selbst Gandhi auf seine religiös andere Weise) auch. Und den heutigen Kritikern sollte bewusst sein, dass Gates zu gewissen Zeiten viel Geld verdient hat mit unserer mehrheitlichen Bequemlichkeit und Bereitschaft, seine Komplettlösungen zu akzeptieren, indem er kapitalistische Marktprinzipien ausnutzte. Dann dürften wir auch nicht bei ALDI oder Lidl einkaufen, und deren Gewinnler engagieren sich bei weitem nicht so stark in soziale, kulturelle oder medizinische Projekte.
Zu Impfungen kann ich nur sagen: Bis auf wenige Risikofaktoren sind Impfungen aus meiner Sicht ein Segen für die Menschheit, sonst würden wir uns heute noch mit Pestillenz, Tuberkulose und anderem in ungleich höherem Maße herumschlagen. Ob Pflicht oder nicht - ich würde mich lieber heute als morgen pieksen lassen (wie ich es hinsichtlich Influenza bereits seit Jahren mache und künftig auch als Vorbeugung gegenüber Lungenentzündung tun werde). Die es dann partout nicht wollen, müssten es ja nicht "erleiden" - aber dann eben auch mit gewissen Konsequenzen und Risiken leben.
Man möge mich nicht falsch verstehen - ich bin keineswegs mit allem, was derzeit läuft, einverstanden und auch nicht mit jedem Beitrag der "Medien meines Vertrauens" konform. Insofern versuche ich schon, einen Überblick über die Meinungvielfalt zu behalten - und mir, soweit ich es mir zutraue, meinen Reim darauf zu machen. Und dennoch bin ich froh, dass es Persönlichkeiten wie Robert Habeck gibt, der keineswegs Panik schürt (!) und dem in einem Medium wie der ZEIT (18/2020, S. 2) umfassender Platz eingeräumt wird, ohne dass sich der Interviewer mit ihm und seiner Meinung gemein macht (was man ja als guter Journalist - so dereinst HaJo Friedrichs - auch nicht tun sollte).
Ich will auch niemanden von meiner Meinung überzeugen. Ich bin subjektiv, und ich kann und werde in Vielem falsch liegen. Aber ich finde auch diesen Austausch wichtig, denn er bringt uns immer wieder zum Nachdenken. Und genau das sollten wir nicht anderen überlassen!
P.S. Unsere Runde hat das akzeptiert. Ein gutes Zeichen in Zeiten wie diesen...
Nun ja, dass es in unübersichtlichen Zeiten mit komplexen Herausforderungen unterschiedliche, teils gegensätzliche Meinungen gibt, ist zweifellos normal. Dafür mischen einfach zu viele (teils selbsternannte) Experten, vermeintlich Kundige und sendungsbewusste Laien dabei mit. Aber ich würde die ZEIT und den SPIEGEL nun nicht gleich als "Rudelmedien" disqualifizieren (wie weit ist es dann noch zur "Lügenpresse"?). Und dass man Ken Jebsen auch aus der linken Perspektive durchaus anders wahrnehmen kann, zeigt aktuell dieser Artikel der "Jungen Welt" (mit der ich im übrigen nur selten übereinstimme): https://www.jungewelt.de/artikel/377070.nazifl%C3%BCsterer-des-tages-ken-jebsen.html
Ich hab mir die KenFM-Videos auch angeschaut; einiges kannte ich bereits. Aber wie Bakhdi beispielsweise rumeiert und nicht sagt, dass Sars-CoV-2 ein tatsächlich neues Virus ist (was es nun mal ist!), das ist mir sehr suspekt (natürlich ist der Corona-Stamm seit langem bekannt, was aber keineswegs bedeutet, dass wir seine Mutationen im Griff haben).
Und auch das Bill-Gates-Bashing geht mir zu weit. Sicher, sein etwas vordergründiges Handlungsfundament der christlichen Nächstenliebe muss ich nicht teilen. Aber das hatten Martin Luther King, Stephen Biko und viele andere (selbst Gandhi auf seine religiös andere Weise) auch. Und den heutigen Kritikern sollte bewusst sein, dass Gates zu gewissen Zeiten viel Geld verdient hat mit unserer mehrheitlichen Bequemlichkeit und Bereitschaft, seine Komplettlösungen zu akzeptieren, indem er kapitalistische Marktprinzipien ausnutzte. Dann dürften wir auch nicht bei ALDI oder Lidl einkaufen, und deren Gewinnler engagieren sich bei weitem nicht so stark in soziale, kulturelle oder medizinische Projekte.
Zu Impfungen kann ich nur sagen: Bis auf wenige Risikofaktoren sind Impfungen aus meiner Sicht ein Segen für die Menschheit, sonst würden wir uns heute noch mit Pestillenz, Tuberkulose und anderem in ungleich höherem Maße herumschlagen. Ob Pflicht oder nicht - ich würde mich lieber heute als morgen pieksen lassen (wie ich es hinsichtlich Influenza bereits seit Jahren mache und künftig auch als Vorbeugung gegenüber Lungenentzündung tun werde). Die es dann partout nicht wollen, müssten es ja nicht "erleiden" - aber dann eben auch mit gewissen Konsequenzen und Risiken leben.
Man möge mich nicht falsch verstehen - ich bin keineswegs mit allem, was derzeit läuft, einverstanden und auch nicht mit jedem Beitrag der "Medien meines Vertrauens" konform. Insofern versuche ich schon, einen Überblick über die Meinungvielfalt zu behalten - und mir, soweit ich es mir zutraue, meinen Reim darauf zu machen. Und dennoch bin ich froh, dass es Persönlichkeiten wie Robert Habeck gibt, der keineswegs Panik schürt (!) und dem in einem Medium wie der ZEIT (18/2020, S. 2) umfassender Platz eingeräumt wird, ohne dass sich der Interviewer mit ihm und seiner Meinung gemein macht (was man ja als guter Journalist - so dereinst HaJo Friedrichs - auch nicht tun sollte).
Ich will auch niemanden von meiner Meinung überzeugen. Ich bin subjektiv, und ich kann und werde in Vielem falsch liegen. Aber ich finde auch diesen Austausch wichtig, denn er bringt uns immer wieder zum Nachdenken. Und genau das sollten wir nicht anderen überlassen!
P.S. Unsere Runde hat das akzeptiert. Ein gutes Zeichen in Zeiten wie diesen...
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