Sonntag, 1. April 2012
Streicheleinheiten
zirkustiger, 13:55h
1. April
Ich weiß ja nicht, wie es euch damit geht – aber eigentlich hätte doch jedem klar sein müssen, worauf das hinausläuft, oder? Schon der Begriff „Touch-Screen“ sagt alles: Berührungs-Überprüfung! Smartphone, Tablet, eBook-Reader – alle kommen inzwischen daher mit diesen kleinen Scheiben, die gestreichelt werden wollen. Und wir blöden Zeitgenossen wischen mit unseren Papillaren fleißig drauf herum, um irgendwelche unwichtigen Apps zu öffnen und überflüssige Funktionen zu nutzen, nicht ahnend, dass unser Fingerprint damit ständig online verfügbar ist. Wie erst jetzt bekannt wurde (und auch das überrascht nicht wirklich), steckt das FBI dahinter: Die amerikanische Bundespolizei wollte der CIA, die ja bei Google die Gesichtserkennungssoftware eingeschleust hat, um internationale Terroristen trotz angeklebten Schnurrbarts oder Glatze biometrisch zu identifizieren, etwas mindestens Gleichwertiges entgegensetzen. Das ist zweifellos gelungen mit der Online-Daktyloskopie. In großem Stile hat das FBI diverse Weltkonzerne mit vielen Dollars genötigt, interaktive Bildschirme in ihre Geräte einzubauen. Werbeslogans wie „Per Fingerdruck zur Information!“ sind nicht mal gelogen, kommen doch die Weltpolizisten so ganz rasch und sauber an uns alle heran. Und seit Fantomas mit seiner Gummimaske und Protestaktivisten mit Anonymous-Konterfei gezeigt haben, wie anfällig eine Gesichtserkennung sein kann, ist der gute alte Fingerabdruck ohnehin wieder zu Ehren gekommen in der kriminalistischen Feinarbeit. Ergänzt natürlich durch die Auswertung der DNA-Spuren, die wir dabei hinterlassen, denn die Berührung eines modernen Touch-Screens muss schon mit unserer lebendigen Haut erfolgen; Fingernagel oder Gummihandschuh bringen da gar nichts, und auch die Bedienung diverser Pads per Griffel wurde vom FBI als Fehlentwicklung inzwischen verboten. Nun steht die Ergänzung der Fingerprint-Online-Erfassung durch die Online-DNA-Analyse wohl unmittelbar bevor, wie es heißt: Da wir bei jeder Berührung eines Touch-Screens mit unserem Finger immer auch ein bisschen Schweiß auf die Scheibe bringen, wird dieser künftig durch eine eingeschleuste Software automatisch analysiert und in die geheime Datenbank eingespeichert. Fertig. Da nutzt es dann gar nichts mehr, beim Ba-Ba-Ba-Ba-Banküberfall das Smartphone des Kumpels zu nehmen, denn die Jungs in der Zentrale sehen sofort, wer da mit seinen schmutzigen Fingern über den Schirm wischt. Der perfekte Durchbruch also. Für dieses und jenes.
Man wird natürlich behaupten, es geschehe alles nur zu unserem Besten. Um demnächst aussagefähig zu sein, wer sich mal wieder die Hände waschen sollte und wem eine Pilzinfektion drohe. Aber seid wachsam, Freunde! So fängt es immer an. Und wer glaubt, dies sei ein Aprilscherz, der glaubt auch, dass Zitronenfalter gelb sind… Oder so ähnlich.
Ich weiß ja nicht, wie es euch damit geht – aber eigentlich hätte doch jedem klar sein müssen, worauf das hinausläuft, oder? Schon der Begriff „Touch-Screen“ sagt alles: Berührungs-Überprüfung! Smartphone, Tablet, eBook-Reader – alle kommen inzwischen daher mit diesen kleinen Scheiben, die gestreichelt werden wollen. Und wir blöden Zeitgenossen wischen mit unseren Papillaren fleißig drauf herum, um irgendwelche unwichtigen Apps zu öffnen und überflüssige Funktionen zu nutzen, nicht ahnend, dass unser Fingerprint damit ständig online verfügbar ist. Wie erst jetzt bekannt wurde (und auch das überrascht nicht wirklich), steckt das FBI dahinter: Die amerikanische Bundespolizei wollte der CIA, die ja bei Google die Gesichtserkennungssoftware eingeschleust hat, um internationale Terroristen trotz angeklebten Schnurrbarts oder Glatze biometrisch zu identifizieren, etwas mindestens Gleichwertiges entgegensetzen. Das ist zweifellos gelungen mit der Online-Daktyloskopie. In großem Stile hat das FBI diverse Weltkonzerne mit vielen Dollars genötigt, interaktive Bildschirme in ihre Geräte einzubauen. Werbeslogans wie „Per Fingerdruck zur Information!“ sind nicht mal gelogen, kommen doch die Weltpolizisten so ganz rasch und sauber an uns alle heran. Und seit Fantomas mit seiner Gummimaske und Protestaktivisten mit Anonymous-Konterfei gezeigt haben, wie anfällig eine Gesichtserkennung sein kann, ist der gute alte Fingerabdruck ohnehin wieder zu Ehren gekommen in der kriminalistischen Feinarbeit. Ergänzt natürlich durch die Auswertung der DNA-Spuren, die wir dabei hinterlassen, denn die Berührung eines modernen Touch-Screens muss schon mit unserer lebendigen Haut erfolgen; Fingernagel oder Gummihandschuh bringen da gar nichts, und auch die Bedienung diverser Pads per Griffel wurde vom FBI als Fehlentwicklung inzwischen verboten. Nun steht die Ergänzung der Fingerprint-Online-Erfassung durch die Online-DNA-Analyse wohl unmittelbar bevor, wie es heißt: Da wir bei jeder Berührung eines Touch-Screens mit unserem Finger immer auch ein bisschen Schweiß auf die Scheibe bringen, wird dieser künftig durch eine eingeschleuste Software automatisch analysiert und in die geheime Datenbank eingespeichert. Fertig. Da nutzt es dann gar nichts mehr, beim Ba-Ba-Ba-Ba-Banküberfall das Smartphone des Kumpels zu nehmen, denn die Jungs in der Zentrale sehen sofort, wer da mit seinen schmutzigen Fingern über den Schirm wischt. Der perfekte Durchbruch also. Für dieses und jenes.
Man wird natürlich behaupten, es geschehe alles nur zu unserem Besten. Um demnächst aussagefähig zu sein, wer sich mal wieder die Hände waschen sollte und wem eine Pilzinfektion drohe. Aber seid wachsam, Freunde! So fängt es immer an. Und wer glaubt, dies sei ein Aprilscherz, der glaubt auch, dass Zitronenfalter gelb sind… Oder so ähnlich.
... link (3 Kommentare) ... comment
Montag, 26. März 2012
Gewichtige Gedanken
zirkustiger, 12:54h
26. März
Ich weiß ja nicht, wie es euch damit geht – mir ist diese Information jedenfalls auf den Magen geschlagen. Noch dazu in dieser Situation: Da kommt man einigermaßen erholt und halbwegs fit aus dem Aktiv-Urlaub auf La Gomera zurück und stolpert bei der Zeitungsnachlese der vergangenen medienabstinenten Tage gleich über diese Schlagzeile: „Sachsen-Anhalt ist ganz dicke da“! Das Statistische Landesamt habe in einer Studie herausgefunden, dass nirgendwo in Deutschland mehr Übergewichtige leben als in unserem Bindestrich-Bundesland, wo die Leute also nicht nur früher aufstehen, sondern offenbar dann auch gleich mehr zulangen zum Frühstück. Und gerade uns Männern geht’s da ans Eingemachte (oder besser gesagt: ans Eingelagerte): Nahezu zwei Drittel der männlichen Bevölkerung seien übergewichtig oder sogar krankhaft fettsüchtig…
Man kommt ins Grübeln, nicht wahr. Also fettsüchtig – nein, das ja nun nicht gerade. Aber übergewichtig – na ja. Fünf Kilo weniger wären schon ganz schön. Sicher, das sagt man sich immer mal wieder, aber nun hat man ja einen realen Bezug. Zur Statistik und zum frischen Urlaubserlebnis. Fünf Kilo drüber, das klingt eigentlich auch ganz harmlos, oder? Aber wenn man sich das bildlich vorstellt (und ich stelle mir die Dinge gerne bildlich vor), dann verliert die Sache ihren Charme: Leg dich einfach mal probehalber auf den Rücken und lass dir fünfzig Tafeln Schokolade (hierbei ist die Geschmacksrichtung durchaus zweitrangig) auf dem Körper verteilen. Oder zwanzig Stücken Butter. Das sieht ganz schön blöd aus, sage ich dir. Besonders rund um die Hüften.
Und fünf Kilo drüber, das heißt ja auch, dass du beim Wandern alle zehn Schritte einen Zentnersack hochgehoben hast. Zusätzlich! Da kommt einiges zusammen in der letzten Woche. Und wer schon mal auf Gomera gewandert ist, der weiß, dass das keine Wanderwege wie im Harz oder im Schwarzwald sind, wo es sanft mal rauf, mal runter geht und sich alles zumeist auf einem Höhenniveau bewegt. Da sind die zehnprozentigen Steigungen die Erholungsphasen und steinige Abstiege über 800 Höhenmeter die Regel. Täten mir die Knie also heute weniger weh, wenn ich diese ominösen fünf Kilo weniger drauf hätte? Wenn ich hinterher auf den warmen Ziegenkäse mit Palmhonig und Walnüssen verzichtet hätte? Und wenn ich jetzt nicht gleich wieder vor dem Bildschirm säße, sondern besser den Weg ins Sportstudio um die Ecke fände?
Fragen über Fragen. Ich muss nachdenken und koche mir erst mal einen Tee. Ohne Zucker.
Ich weiß ja nicht, wie es euch damit geht – mir ist diese Information jedenfalls auf den Magen geschlagen. Noch dazu in dieser Situation: Da kommt man einigermaßen erholt und halbwegs fit aus dem Aktiv-Urlaub auf La Gomera zurück und stolpert bei der Zeitungsnachlese der vergangenen medienabstinenten Tage gleich über diese Schlagzeile: „Sachsen-Anhalt ist ganz dicke da“! Das Statistische Landesamt habe in einer Studie herausgefunden, dass nirgendwo in Deutschland mehr Übergewichtige leben als in unserem Bindestrich-Bundesland, wo die Leute also nicht nur früher aufstehen, sondern offenbar dann auch gleich mehr zulangen zum Frühstück. Und gerade uns Männern geht’s da ans Eingemachte (oder besser gesagt: ans Eingelagerte): Nahezu zwei Drittel der männlichen Bevölkerung seien übergewichtig oder sogar krankhaft fettsüchtig…
Man kommt ins Grübeln, nicht wahr. Also fettsüchtig – nein, das ja nun nicht gerade. Aber übergewichtig – na ja. Fünf Kilo weniger wären schon ganz schön. Sicher, das sagt man sich immer mal wieder, aber nun hat man ja einen realen Bezug. Zur Statistik und zum frischen Urlaubserlebnis. Fünf Kilo drüber, das klingt eigentlich auch ganz harmlos, oder? Aber wenn man sich das bildlich vorstellt (und ich stelle mir die Dinge gerne bildlich vor), dann verliert die Sache ihren Charme: Leg dich einfach mal probehalber auf den Rücken und lass dir fünfzig Tafeln Schokolade (hierbei ist die Geschmacksrichtung durchaus zweitrangig) auf dem Körper verteilen. Oder zwanzig Stücken Butter. Das sieht ganz schön blöd aus, sage ich dir. Besonders rund um die Hüften.
Und fünf Kilo drüber, das heißt ja auch, dass du beim Wandern alle zehn Schritte einen Zentnersack hochgehoben hast. Zusätzlich! Da kommt einiges zusammen in der letzten Woche. Und wer schon mal auf Gomera gewandert ist, der weiß, dass das keine Wanderwege wie im Harz oder im Schwarzwald sind, wo es sanft mal rauf, mal runter geht und sich alles zumeist auf einem Höhenniveau bewegt. Da sind die zehnprozentigen Steigungen die Erholungsphasen und steinige Abstiege über 800 Höhenmeter die Regel. Täten mir die Knie also heute weniger weh, wenn ich diese ominösen fünf Kilo weniger drauf hätte? Wenn ich hinterher auf den warmen Ziegenkäse mit Palmhonig und Walnüssen verzichtet hätte? Und wenn ich jetzt nicht gleich wieder vor dem Bildschirm säße, sondern besser den Weg ins Sportstudio um die Ecke fände?
Fragen über Fragen. Ich muss nachdenken und koche mir erst mal einen Tee. Ohne Zucker.
... link (0 Kommentare) ... comment
Mittwoch, 14. März 2012
Urlaub virtuell
zirkustiger, 21:34h
14. März
Ich weiß ja nicht, wie es euch damit geht – ich fühle mich auf meine Urlaube von Mal zu Mal schlechter vorbereitet. Irgendwie reicht meine Technik nicht mehr aus: Ich kann die App des Reiseveranstalters nicht downloaden, der Reiseführer hat seine Karten mit für mich nicht nutzbaren GPS-Daten gespickt, und auf GoogleEarth habe ich mir zum Erstaunen eines hoch digitalisierten Kollegen auch noch nicht angeschaut, wie weit das gebuchte Appartement vom Strand entfernt liegt. Im Koffer habe ich drei traditionell auf Papier gedruckte Bücher anstatt eines eBook-Readers, und beinahe hätte ich meine Frau gefragt, ob sie auch ausreichend Filme gekauft hat - Kleinbild und Dia. Aber da sind wir natürlich auch schon drüber hinaus. Und ich kann das ja jetzt sogar bloggen. Welch ein Fortschritt! - Aber: Jetzt ist erstmal Urlaub. Traditionell und analog, basta!
Ich weiß ja nicht, wie es euch damit geht – ich fühle mich auf meine Urlaube von Mal zu Mal schlechter vorbereitet. Irgendwie reicht meine Technik nicht mehr aus: Ich kann die App des Reiseveranstalters nicht downloaden, der Reiseführer hat seine Karten mit für mich nicht nutzbaren GPS-Daten gespickt, und auf GoogleEarth habe ich mir zum Erstaunen eines hoch digitalisierten Kollegen auch noch nicht angeschaut, wie weit das gebuchte Appartement vom Strand entfernt liegt. Im Koffer habe ich drei traditionell auf Papier gedruckte Bücher anstatt eines eBook-Readers, und beinahe hätte ich meine Frau gefragt, ob sie auch ausreichend Filme gekauft hat - Kleinbild und Dia. Aber da sind wir natürlich auch schon drüber hinaus. Und ich kann das ja jetzt sogar bloggen. Welch ein Fortschritt! - Aber: Jetzt ist erstmal Urlaub. Traditionell und analog, basta!
... link (2 Kommentare) ... comment
Sonntag, 4. März 2012
Manche Männer mögen‘s malzig
zirkustiger, 20:49h
4. März
Ich weiß ja nicht, wie es euch damit geht – ich bin jedenfalls froh, dass auch in heutigen Zeiten manche Dinge ihre feste Ordnung haben. Und Klischees glücklicherweise kein Verfallsdatum besitzen. Da hat man doch etwas, woran man sich halten kann in Zeiten des Schwankens und Wankens. So ist das zum Beispiel in Bezug auf Männer und Frauen – immer wieder wird einem klar (gemacht), dass es wirklich genauso simpel ist wie in einschlägigen Herrenwitzen, den TV-Serien am Vorabend oder in der inflationären Ratgeberliteratur: Frauen sind nicht nur anders, sondern reden viel, gehen gern shoppen und parken dabei bekanntermaßen schlecht ein; Männer potenzieren sich durch Porsches, können besser sehen als denken (der Spruch steht in meinem Fitness-Studio – echt!), und wenn sie denken, dann sowieso immer nur an das eine. Na, und außerdem trinken sie Bier, genau!
Auf diesen Zug springen nun die Marketing-Strategen meiner Wahlheimatstadt Halle hemmungslos auf: Die ultimative Herrenhandtasche hat dort soeben das Licht der Werbewelt erblickt. Und damit dieses Ereignis nicht auf die mitteldeutsche Möchtergern-Metropole beschränkt bleibt, stelle ich meinen Blog hiermit als Werbeplattform zur Verfügung, ganz ohne Tantiemen übrigens:
Was ist nun das Besondere an diesem Pappkarton voll Bier? Nun, es ist erstens kein gewöhnlicher Six-Pack, sondern ein Eight-Pack! Der hallesche Mann braucht eben etwas mehr an halben Litern. Außerdem wird auf die malzige Note hingewiesen (na ja, wer’s mag). Und als Give-away gibt’s ein Säckchen Hallorensalz. Damit kann man der Holden dann zusätzlich den Abend versalzen, oder (falls selbige bereits das Weite gesucht hat) es sich in der trauten Männerrunde in die gemeinsam zu leckenden Wunden streuen. Jedenfalls ein schönes Aushängeschild für die Kulturhauptstadt Halle und ihr maskulines Selbstbewusstsein, das sich der Marketing-Chef da hat einfallen lassen. Also pardon – ich nehme mal an, dass er es war?! Oder hat ihm da eine Mitarbeiterin einen anzüglichen Streich gespielt? In diesem Falle empfehle ich, erbarmungslos zurückzuschlagen – mit einem Likör-Köfferchen samt Cocktail-Kleid!
Ich weiß ja nicht, wie es euch damit geht – ich bin jedenfalls froh, dass auch in heutigen Zeiten manche Dinge ihre feste Ordnung haben. Und Klischees glücklicherweise kein Verfallsdatum besitzen. Da hat man doch etwas, woran man sich halten kann in Zeiten des Schwankens und Wankens. So ist das zum Beispiel in Bezug auf Männer und Frauen – immer wieder wird einem klar (gemacht), dass es wirklich genauso simpel ist wie in einschlägigen Herrenwitzen, den TV-Serien am Vorabend oder in der inflationären Ratgeberliteratur: Frauen sind nicht nur anders, sondern reden viel, gehen gern shoppen und parken dabei bekanntermaßen schlecht ein; Männer potenzieren sich durch Porsches, können besser sehen als denken (der Spruch steht in meinem Fitness-Studio – echt!), und wenn sie denken, dann sowieso immer nur an das eine. Na, und außerdem trinken sie Bier, genau!
Auf diesen Zug springen nun die Marketing-Strategen meiner Wahlheimatstadt Halle hemmungslos auf: Die ultimative Herrenhandtasche hat dort soeben das Licht der Werbewelt erblickt. Und damit dieses Ereignis nicht auf die mitteldeutsche Möchtergern-Metropole beschränkt bleibt, stelle ich meinen Blog hiermit als Werbeplattform zur Verfügung, ganz ohne Tantiemen übrigens:
Was ist nun das Besondere an diesem Pappkarton voll Bier? Nun, es ist erstens kein gewöhnlicher Six-Pack, sondern ein Eight-Pack! Der hallesche Mann braucht eben etwas mehr an halben Litern. Außerdem wird auf die malzige Note hingewiesen (na ja, wer’s mag). Und als Give-away gibt’s ein Säckchen Hallorensalz. Damit kann man der Holden dann zusätzlich den Abend versalzen, oder (falls selbige bereits das Weite gesucht hat) es sich in der trauten Männerrunde in die gemeinsam zu leckenden Wunden streuen. Jedenfalls ein schönes Aushängeschild für die Kulturhauptstadt Halle und ihr maskulines Selbstbewusstsein, das sich der Marketing-Chef da hat einfallen lassen. Also pardon – ich nehme mal an, dass er es war?! Oder hat ihm da eine Mitarbeiterin einen anzüglichen Streich gespielt? In diesem Falle empfehle ich, erbarmungslos zurückzuschlagen – mit einem Likör-Köfferchen samt Cocktail-Kleid!
... link (0 Kommentare) ... comment
Donnerstag, 1. März 2012
Gedanken zum Tage
zirkustiger, 18:58h
1. März
Ich weiß ja nicht, wie es euch damit geht – aber das heutige Datum hat sich mir als gelerntem (und noch dazu männlichem) DDR-Bürger nachhaltig eingebrannt. Und dabei gehöre ich nicht zu jenen, die lustige Anekdoten von ihrer Zeit bei der Fahne drauf haben und wo alles im Nachhinein zum maskulinen Abenteuer mit Schnitzeljagd, Maskenball und scharfem Schuss mutiert. Es war einfach nur beschissen. Und eigentlich will ich gar nicht weiter dran denken...
Dann schlage ich heute die Zeitung auf und finde neben diversen Anzeigen und Geburtstagsglückwünschen diesen Spruch:
Du denkst, du träumst. Zudem bekomme ich auf meine dumme Frage, was die MSD denn eigentlich sei, von meinem Arbeitskollegen ein fröhliches „Na, Mensch, Alter: Mot.-Schützen-Division“ entgegengeschmettert (und ich ahne, dass er mir ein paar tolle Erlebnisse berichten könnte, auf die ich aber nicht scharf bin). Also blättere ich still weiter und denke mir meinen Teil. Irgendwie skurril, dass dieser Offizier tatsächlich Grenzebach heißt. Ich kenne übrigens auch einen, einen Grenzbach: Die Kalte Bode hinterm Brocken bei Sorge – heute darf man da getrost entlangspazieren, und das Grenzdenkmal mit Beobachtungsturm und Doppelzaun liegt ziemlich verborgen im Walde.
Und nun fällt mir tatsächlich eine Anekdote ein im Zusammenhang mit dem heutigen Datum (aha – nun also doch, denkt ihr jetzt sicher – wartet ab!): Vor 27 Jahren stand die Geburt unseren Sohnes an, und als Datum war vom Gynäkologen der 1. März avisiert. Alles, nur das nicht, sagte meine Frau, da bekommt der Kleine ja gleich ein Verpflichtungsschreiben mit in die Wiege gelegt. Und sie hielt tatsächlich noch zwei Tage durch. Also feiern wir übermorgen, ohne Glückwünsche des Herrn Grenzebach.
Ich weiß ja nicht, wie es euch damit geht – aber das heutige Datum hat sich mir als gelerntem (und noch dazu männlichem) DDR-Bürger nachhaltig eingebrannt. Und dabei gehöre ich nicht zu jenen, die lustige Anekdoten von ihrer Zeit bei der Fahne drauf haben und wo alles im Nachhinein zum maskulinen Abenteuer mit Schnitzeljagd, Maskenball und scharfem Schuss mutiert. Es war einfach nur beschissen. Und eigentlich will ich gar nicht weiter dran denken...
Dann schlage ich heute die Zeitung auf und finde neben diversen Anzeigen und Geburtstagsglückwünschen diesen Spruch:
Du denkst, du träumst. Zudem bekomme ich auf meine dumme Frage, was die MSD denn eigentlich sei, von meinem Arbeitskollegen ein fröhliches „Na, Mensch, Alter: Mot.-Schützen-Division“ entgegengeschmettert (und ich ahne, dass er mir ein paar tolle Erlebnisse berichten könnte, auf die ich aber nicht scharf bin). Also blättere ich still weiter und denke mir meinen Teil. Irgendwie skurril, dass dieser Offizier tatsächlich Grenzebach heißt. Ich kenne übrigens auch einen, einen Grenzbach: Die Kalte Bode hinterm Brocken bei Sorge – heute darf man da getrost entlangspazieren, und das Grenzdenkmal mit Beobachtungsturm und Doppelzaun liegt ziemlich verborgen im Walde.
Und nun fällt mir tatsächlich eine Anekdote ein im Zusammenhang mit dem heutigen Datum (aha – nun also doch, denkt ihr jetzt sicher – wartet ab!): Vor 27 Jahren stand die Geburt unseren Sohnes an, und als Datum war vom Gynäkologen der 1. März avisiert. Alles, nur das nicht, sagte meine Frau, da bekommt der Kleine ja gleich ein Verpflichtungsschreiben mit in die Wiege gelegt. Und sie hielt tatsächlich noch zwei Tage durch. Also feiern wir übermorgen, ohne Glückwünsche des Herrn Grenzebach.
... link (0 Kommentare) ... comment
Mittwoch, 4. Januar 2012
Das russische Wunder
zirkustiger, 14:43h
Vierter Januar
Ich weiß ja nicht, wie es euch damit geht – also ich meine eure Erfahrungen mit CD-Käufen über Ebay. Als Käufer – so meine Erfahrung – kann man schon mal das eine oder andere Schnäppchen machen. Als Verkäufer dagegen muss man häufig doch mit feuchten Augen die Scheiben, von denen man sich (warum auch immer) trennen will, für einen Euro oder wenige Cents mehr in den Umschlag stecken. Dann hofft man nur, dass sie in gute Hände kommen.
Mir geht es gerade so, da ich aus der Erkenntnis heraus, etliche meiner rund 2000 CDs eigentlich noch nie wirklich gehört zu haben, mich von meiner Oldie-Sammlung trenne. Nach und nach: Erst werden die zwei, drei Titel digitalisiert, die ursprünglich mal der Grund waren, dass man sich von diesem oder jenem One-Hit-Wonder dann tatsächlich eine ganze Silberplatte angeschafft hat. Ein Mal reingehört offenbarte sich aber schnell der Grund, dass es bei dem einen Hit geblieben ist… Viel Schrott, bestenfalls noch als „Raritäten“ tituliert, aber so was muss man sich nicht wirklich anhören. Hinzu kommt, dass dieses Schwelgen in der Vergangenheit allmählich auch keinen Spaß mehr macht. Also hab ich sie alle bei Ebay reingestellt: Die Casuals, die Creation, Barry McGuire, McGuinness Flint, Atomic Rooster, Troggs, Eaquals, Dave Dee & Co., Procol Harum und und und… Wie gesagt: Zumeist blieben die Gebote bei einem Euro hängen, aber na ja – man muss ja nicht mit Ebay seinen Lebensunterhalt verdienen.
Eine berichtenswerte Ausnahme ist mir nun aber doch widerfahren: Zu den kurzlebigen deutschen Beatbands der späten 60er Jahre gehörten die Wonderlands, jene Combo um Frank Dostal, Achim Reichel und Les Humphries (ja, genau dem!), die es auch bei einem Hit beließen (aber was für einem Hammer): Moscow! Soundtechnisch der Zeit weit voraus, psychedelische Anmutung, grummeliger Gesang, Flanger überm Schlagzeug, und auch mal nicht gleich nach 2:30 zu Ende… Nicht zuletzt hat das Stück ja sogar eine filmische Würdigung erfahren (war‘s in „Sonnenallee“? – Ja, ich glaube, Vopo Detlev Buck wurde dort mit der musikalischen Erwähnung der Hauptstadt des kommunistischen Weltreichs überzeugt).
Nach langer Recherche war es mir vor einigen Jahren gelungen, die wahrscheinlich einzige Wonderland-CD zu erwischen, die je erschienen ist; ganz modern im DigiPack, gut aufgemacht, mit lustigen Fotos der deutschen Pilzköpfe und ausführlicher Vita. War schon interessant, aber weiter als bis zum ersten Stück der CD (eben jenem „Moscow“) ließ ich meinen CD-Player ungern kommen (Herr Reichel und seine Kollegen mögen es mir verzeihen).
Diese CD nun – mit Erwähnung des Stückes „Moscow“ natürlich – ging für sage und schreibe 28 Euro über die Ebay-Theke! Ich war hin und weg, zumal das Geld per PayPal ruckzuck auf meinem Konto war (und es fast zum Überlaufen brachte). Freudig erregt packte ich die CD also sorgsam in eine gepolsterte Versandtasche und stutzte erst beim Schreiben der Adresse: Der Käufer heißt Jurij und kommt aus Nishni Novgorod! Wenn das kein Nationalstolz ist, dann weiß ich auch nicht. Hut ab vor den Russen! Ich hoffe nur, er hat das Stück nicht verwechselt mit der für Dschinghis Khan verzapften Ralf-Siegel-Hymne „Moskau“ (getextet von Bernd Meinunger), über die es bei Wikipedia heißt, der Song sei in Russland „ebenfalls sehr populär, obwohl er damals nicht käuflich zu erwerben war“. Man erinnert sich: „Wirf die Gläser an die Wand | Russland ist ein schönes Land…“.
In diesem Falle würde Jurij von den Wonderlands wohl sehr enttäuscht sein. Und das wiederum täte mir leid. Aber ich hatte ja deutlich dazugeschrieben: „Wie stets bei Ebay: Keine Rücknahme, kein Geld-Zurück, kein Umtausch!“
So sind nun mal die Regeln…
Ich weiß ja nicht, wie es euch damit geht – also ich meine eure Erfahrungen mit CD-Käufen über Ebay. Als Käufer – so meine Erfahrung – kann man schon mal das eine oder andere Schnäppchen machen. Als Verkäufer dagegen muss man häufig doch mit feuchten Augen die Scheiben, von denen man sich (warum auch immer) trennen will, für einen Euro oder wenige Cents mehr in den Umschlag stecken. Dann hofft man nur, dass sie in gute Hände kommen.
Mir geht es gerade so, da ich aus der Erkenntnis heraus, etliche meiner rund 2000 CDs eigentlich noch nie wirklich gehört zu haben, mich von meiner Oldie-Sammlung trenne. Nach und nach: Erst werden die zwei, drei Titel digitalisiert, die ursprünglich mal der Grund waren, dass man sich von diesem oder jenem One-Hit-Wonder dann tatsächlich eine ganze Silberplatte angeschafft hat. Ein Mal reingehört offenbarte sich aber schnell der Grund, dass es bei dem einen Hit geblieben ist… Viel Schrott, bestenfalls noch als „Raritäten“ tituliert, aber so was muss man sich nicht wirklich anhören. Hinzu kommt, dass dieses Schwelgen in der Vergangenheit allmählich auch keinen Spaß mehr macht. Also hab ich sie alle bei Ebay reingestellt: Die Casuals, die Creation, Barry McGuire, McGuinness Flint, Atomic Rooster, Troggs, Eaquals, Dave Dee & Co., Procol Harum und und und… Wie gesagt: Zumeist blieben die Gebote bei einem Euro hängen, aber na ja – man muss ja nicht mit Ebay seinen Lebensunterhalt verdienen.
Eine berichtenswerte Ausnahme ist mir nun aber doch widerfahren: Zu den kurzlebigen deutschen Beatbands der späten 60er Jahre gehörten die Wonderlands, jene Combo um Frank Dostal, Achim Reichel und Les Humphries (ja, genau dem!), die es auch bei einem Hit beließen (aber was für einem Hammer): Moscow! Soundtechnisch der Zeit weit voraus, psychedelische Anmutung, grummeliger Gesang, Flanger überm Schlagzeug, und auch mal nicht gleich nach 2:30 zu Ende… Nicht zuletzt hat das Stück ja sogar eine filmische Würdigung erfahren (war‘s in „Sonnenallee“? – Ja, ich glaube, Vopo Detlev Buck wurde dort mit der musikalischen Erwähnung der Hauptstadt des kommunistischen Weltreichs überzeugt).
Nach langer Recherche war es mir vor einigen Jahren gelungen, die wahrscheinlich einzige Wonderland-CD zu erwischen, die je erschienen ist; ganz modern im DigiPack, gut aufgemacht, mit lustigen Fotos der deutschen Pilzköpfe und ausführlicher Vita. War schon interessant, aber weiter als bis zum ersten Stück der CD (eben jenem „Moscow“) ließ ich meinen CD-Player ungern kommen (Herr Reichel und seine Kollegen mögen es mir verzeihen).
Diese CD nun – mit Erwähnung des Stückes „Moscow“ natürlich – ging für sage und schreibe 28 Euro über die Ebay-Theke! Ich war hin und weg, zumal das Geld per PayPal ruckzuck auf meinem Konto war (und es fast zum Überlaufen brachte). Freudig erregt packte ich die CD also sorgsam in eine gepolsterte Versandtasche und stutzte erst beim Schreiben der Adresse: Der Käufer heißt Jurij und kommt aus Nishni Novgorod! Wenn das kein Nationalstolz ist, dann weiß ich auch nicht. Hut ab vor den Russen! Ich hoffe nur, er hat das Stück nicht verwechselt mit der für Dschinghis Khan verzapften Ralf-Siegel-Hymne „Moskau“ (getextet von Bernd Meinunger), über die es bei Wikipedia heißt, der Song sei in Russland „ebenfalls sehr populär, obwohl er damals nicht käuflich zu erwerben war“. Man erinnert sich: „Wirf die Gläser an die Wand | Russland ist ein schönes Land…“.
In diesem Falle würde Jurij von den Wonderlands wohl sehr enttäuscht sein. Und das wiederum täte mir leid. Aber ich hatte ja deutlich dazugeschrieben: „Wie stets bei Ebay: Keine Rücknahme, kein Geld-Zurück, kein Umtausch!“
So sind nun mal die Regeln…
... link (0 Kommentare) ... comment
Montag, 2. Januar 2012
Die Lösung von Problemen
zirkustiger, 21:34h
2. Januar 2012
Ich weiß ja nicht, wie es euch damit geht – aber vielen deutschen (zumal ostdeutschen) Städten sieht man noch heute die Folgen des letzten Krieges an. Die Amis und die Briten haben mit ihren Bombenteppichen seinerzeit keineswegs für eine wohnliche Atmosphäre gesorgt: Halberstadt, Dessau, Magdeburg, Dresden… - nee, keine Sorge, ich will hier nicht in alten Wunden bohren oder neuen Nazis zum Munde reden. Und Halle an der Saale, die Stadt, in der ich seit 35 Jahren lebe, ist diesbezüglich doch eine besondere Stadt: Hier sind in 40 Jahren DDR nämlich weit mehr Häuser zu Bruch gegangen als im 2. Weltkrieg.
Dank beherzter Bürger wurde Halle in den letzten Kriegswochen kampflos an die Amerikaner übergeben, die schon von Westen her alle Rohre auf die fünf Türme gerichtet hatten. Glück gehabt, könnte man meinen (mal abgesehen davon, dass das Alte Rathaus trotzdem weggebombt wurde und das Hotel Weltkugel, aber was ist das schon gegen Dresden?). Was danach kam, passierte zwar nicht so plötzlich wie durch eine Zehn-Zentner-Bombe, dafür war es ein schleichender Verfall, der der Stadt an der Saale hellem Strande das denkwürdige Attribut der „Diva in Grau“ einbrachte. Viele lebten bis vor zweiundzwanzig Jahren tatsächlich im drohenden Abriss (ich damals auch mit meiner kleinen Familie), und wo es dann wirklich zusammenfiel, blieb es eben liegen. Der Sozialismus hat eher rundherum gebaut: Halle-Neustadt (ursprünglich Halle-West), die Südstadt, die Silberhöhe, Heide-Nord… Arbeiterschließfächer. Und dennoch: Wo nicht aufgrund zunehmenden Leerstands in den letzten Jahren abgerissen, erfreuen sich diese Block-Haus-Siedlungen einer erstaunlichen Beliebtheit… Aber erzählen wollte ich was ganz anderes.
Laufe ich doch heute durch mein Viertel. Vornehmlich Gründerzeit-Altbauten, zum großen Teil nach der Wende ansehnlich renoviert, mit entsprechenden Mieten. Da haben Alteigentümer investiert – oder verkauft an potente Neubesitzer. Find ich prima! Allerdings klaffen dazwischen Lücken. Das heißt, am Anfang sind es noch unbewohnte Häuser, deren Fensterhöhlen und Türöffnungen irgendwann zugemauert werden. Dann wird die Fassade gesichert, doch vom Dach fallen die Ziegel. Und je bunter und ordentlicher das Umfeld wird, desto unansehnlicher erscheinen diese Schandflecken, deren Eigentümer sich offensichtlich nicht kümmern, oder sie sind nicht auffindbar oder aber als Erbengemeinschaft unheilig zerstritten. Kann man nichts machen in einem freiheitlichen Rechtsstaat, in dem es zur persönlichen Freiheit gehört, sein Eigentum verfallen zu lassen, solange der Fußweg davor ordentlich abgesperrt wird.
Dann aber (und nun komme ich endlich zum Kern meiner Beobachtung) tritt die nächste Phase ein: Irgendwann sind die Mauern nicht mehr zu halten, der Einsturz droht, und Bagger und Planierraupen haben ein Einsehen. Eine Woche lang Lärm, Staub und Trümmer, emsiges Treiben, Schwerlaster, gelbe Rundumleuchten – dann ist der Spuk vorbei. Und siehe da: Nach drei Wochen ist das Areal sauber eingezäunt, wird noch sauberer betoniert, und ein Schild an der sperrenden Schranke verrät: Parkplätze zu vermieten!
So löst man hier zwei Probleme mit einem Schlage. Und mir fällt ein, wie ich manchmal nachts rumkurve, ehe ich einen Parkplatz in fußläufiger Nähe meiner Wohnung ergattere. Nun warte ich also, dass unser Nebenhaus umfällt. Dann werde ich aber ganz schnell sein mit dem Telefon…
Ich weiß ja nicht, wie es euch damit geht – aber vielen deutschen (zumal ostdeutschen) Städten sieht man noch heute die Folgen des letzten Krieges an. Die Amis und die Briten haben mit ihren Bombenteppichen seinerzeit keineswegs für eine wohnliche Atmosphäre gesorgt: Halberstadt, Dessau, Magdeburg, Dresden… - nee, keine Sorge, ich will hier nicht in alten Wunden bohren oder neuen Nazis zum Munde reden. Und Halle an der Saale, die Stadt, in der ich seit 35 Jahren lebe, ist diesbezüglich doch eine besondere Stadt: Hier sind in 40 Jahren DDR nämlich weit mehr Häuser zu Bruch gegangen als im 2. Weltkrieg.
Dank beherzter Bürger wurde Halle in den letzten Kriegswochen kampflos an die Amerikaner übergeben, die schon von Westen her alle Rohre auf die fünf Türme gerichtet hatten. Glück gehabt, könnte man meinen (mal abgesehen davon, dass das Alte Rathaus trotzdem weggebombt wurde und das Hotel Weltkugel, aber was ist das schon gegen Dresden?). Was danach kam, passierte zwar nicht so plötzlich wie durch eine Zehn-Zentner-Bombe, dafür war es ein schleichender Verfall, der der Stadt an der Saale hellem Strande das denkwürdige Attribut der „Diva in Grau“ einbrachte. Viele lebten bis vor zweiundzwanzig Jahren tatsächlich im drohenden Abriss (ich damals auch mit meiner kleinen Familie), und wo es dann wirklich zusammenfiel, blieb es eben liegen. Der Sozialismus hat eher rundherum gebaut: Halle-Neustadt (ursprünglich Halle-West), die Südstadt, die Silberhöhe, Heide-Nord… Arbeiterschließfächer. Und dennoch: Wo nicht aufgrund zunehmenden Leerstands in den letzten Jahren abgerissen, erfreuen sich diese Block-Haus-Siedlungen einer erstaunlichen Beliebtheit… Aber erzählen wollte ich was ganz anderes.
Laufe ich doch heute durch mein Viertel. Vornehmlich Gründerzeit-Altbauten, zum großen Teil nach der Wende ansehnlich renoviert, mit entsprechenden Mieten. Da haben Alteigentümer investiert – oder verkauft an potente Neubesitzer. Find ich prima! Allerdings klaffen dazwischen Lücken. Das heißt, am Anfang sind es noch unbewohnte Häuser, deren Fensterhöhlen und Türöffnungen irgendwann zugemauert werden. Dann wird die Fassade gesichert, doch vom Dach fallen die Ziegel. Und je bunter und ordentlicher das Umfeld wird, desto unansehnlicher erscheinen diese Schandflecken, deren Eigentümer sich offensichtlich nicht kümmern, oder sie sind nicht auffindbar oder aber als Erbengemeinschaft unheilig zerstritten. Kann man nichts machen in einem freiheitlichen Rechtsstaat, in dem es zur persönlichen Freiheit gehört, sein Eigentum verfallen zu lassen, solange der Fußweg davor ordentlich abgesperrt wird.
Dann aber (und nun komme ich endlich zum Kern meiner Beobachtung) tritt die nächste Phase ein: Irgendwann sind die Mauern nicht mehr zu halten, der Einsturz droht, und Bagger und Planierraupen haben ein Einsehen. Eine Woche lang Lärm, Staub und Trümmer, emsiges Treiben, Schwerlaster, gelbe Rundumleuchten – dann ist der Spuk vorbei. Und siehe da: Nach drei Wochen ist das Areal sauber eingezäunt, wird noch sauberer betoniert, und ein Schild an der sperrenden Schranke verrät: Parkplätze zu vermieten!
So löst man hier zwei Probleme mit einem Schlage. Und mir fällt ein, wie ich manchmal nachts rumkurve, ehe ich einen Parkplatz in fußläufiger Nähe meiner Wohnung ergattere. Nun warte ich also, dass unser Nebenhaus umfällt. Dann werde ich aber ganz schnell sein mit dem Telefon…
... link (0 Kommentare) ... comment
Auf ins neue Jahr!
zirkustiger, 20:55h
1. Januar 2012
Ich weiß ja nicht, wie es euch damit geht – mit den traditionell guten Vorsätzen zum neuen Jahr, meine ich. Dieses Jahr beginnt bei mir nun wirklich mal mit diesen. Die meisten, die ich um Mitternacht gefasst hatte, habe ich am Morgen zwar schon wieder vergessen, aber den einen doch behalten: Die im alten Jahr liegengebliebene Post abarbeiten! Eine überschaubare Aufgabe, denn es handelt sich um eine einzige CD-Bestellung, die noch am 31. Dezember ins Mailfach geflattert kam: Immerhin – gleich drei Tonträger bestellt da ein Mensch aus Wittenberge an der Elbe (jenem Ort, der durch Renfts „Ballade vom kleinen Otto“ eine gewisse deutsch-deutsche Berühmtheit hätte erlangen können, wenn sich heute noch jemand dafür interessierte…).
Drei CDs also; die Rechnung habe ich noch im alten Jahr geschrieben und die Scheiben verpackt, nun also auf zum nächstgelegenen Briefkasten (acht Minuten Fußweg durch Reichardts Garten, also zugleich als Neujahrsspaziergang abrechenbar). Leider beginnt es pünktlich mit Öffnung der Haustür zu regnen, doch ich habe den Schirm dabei und bin guten Mutes. Noch.
Nach Überquerung der Großen Brunnenstraße stehe ich dann vor dem Postkasten, dessen Einwurfklappe sich partout nicht öffnen lassen will. Ich entdecke einen Aufkleber: Vorübergehend gesperrt. Und nun auch die metallenen Riegel, die – fachmännisch verschraubt – verhindert haben, dass böse Buben in der letzten Nacht ihre Böller in das gelbe Auslaufmodell zwischenmenschlicher Kommunikation verfrachten konnten. Dahinter stehen sicher einschlägige Erfahrungen, denke ich mir und kann den Postbeamten nicht böse sein für ihre Vorsorge. Nun aber ist es bereits zehn Uhr durch im neuen Jahr, und da, wie ich dem Aufdruck entnehme, um 11 Uhr die letzte und einzige Sonn- wie Feiertagsleerung ansteht, sollte die Arretierung des Schlitzes doch eigentlich wieder aufgehoben sein?! Aber wer beginnt das neue Jahr schon gern mit derartiger Arbeit, denke ich und überlege, wo sich der nächste Postkasten befindet: Bis zum Reileck sind es weitere sieben Minuten, die ich gern in Kauf nehme, denn inzwischen sind die Schuhe durchgeweicht, da kann es nicht mehr schlimmer kommen.
Der zweite Postkasten erwartet mich mit nämlichem Aufkleber und ebenfalls verplombt. Hier allerdings lohnte es gar nicht, heut zu zürnen: Dieser Postkasten, so lerne ich lesend, werde sonntags ohnehin nicht geleert. Da reicht es dann also, wenn die Schrauben morgen gelöst werden.
Ich schlage einen Bogen, der mich über die Reilstraße zurück ins warme und trockene Heim bringen soll, in nur zehn Minuten, wie ich hoffe, denn ich nutze nun die Hypotenuse des zuvor beschrittenen beinahe gleichschenkligen Dreiecks. Zudem steht vor dem Arbeitsamt ja noch ein weiterer Briefkasten, den ich unterwegs ansteuern könnte, obgleich die Hoffnung gering ist, ihn in empfänglicherem Zustand als seine beiden Artgenossen anzutreffen. Doch siehe: Das erste Wunder des neuen Jahren geschieht gleich heute. Weder Aufkleber noch mechanische Sperre sind zu entdecken, und mein dicker Umschlag gleitet fast geräuschlos ins Innere des Blechkastens. Ich schüttele den Schirm ab und drehe mich schon gen Heimat, da fällt mein Blick auf die Leerungszeiten: Sonntags – 10.00 Uhr. Ohne Blick auf die Uhr weiß ich, dass es inzwischen halb elf sein muss. Hier war der Beamte also pünktlich, hatte sicher fröhlich pfeifend eine Minute vor zehn die Sicherungsvorrichtungen und anschließend sich selbst entfernt, wohl wissend, dass seit gestern keine Sendung den Weg ins Innere hatte finden können. Da liegt nun mein Lieferbrief, und der Mensch aus Wittenberge muss noch einen Tag länger warten auf die bestellte Musik. Es ist Neujahr. Da will ich mich nicht ärgern, noch nicht! Und da man am ersten Tag im Jahr auch ein wenig Nachsicht von seinen Mitmenschen erwarten darf, wird auch der Empfänger der Sendung mir diese zuteilwerden lassen, zumal ich mich redlich bemüht habe, wie er hier nachlesen kann…
Ich weiß ja nicht, wie es euch damit geht – mit den traditionell guten Vorsätzen zum neuen Jahr, meine ich. Dieses Jahr beginnt bei mir nun wirklich mal mit diesen. Die meisten, die ich um Mitternacht gefasst hatte, habe ich am Morgen zwar schon wieder vergessen, aber den einen doch behalten: Die im alten Jahr liegengebliebene Post abarbeiten! Eine überschaubare Aufgabe, denn es handelt sich um eine einzige CD-Bestellung, die noch am 31. Dezember ins Mailfach geflattert kam: Immerhin – gleich drei Tonträger bestellt da ein Mensch aus Wittenberge an der Elbe (jenem Ort, der durch Renfts „Ballade vom kleinen Otto“ eine gewisse deutsch-deutsche Berühmtheit hätte erlangen können, wenn sich heute noch jemand dafür interessierte…).
Drei CDs also; die Rechnung habe ich noch im alten Jahr geschrieben und die Scheiben verpackt, nun also auf zum nächstgelegenen Briefkasten (acht Minuten Fußweg durch Reichardts Garten, also zugleich als Neujahrsspaziergang abrechenbar). Leider beginnt es pünktlich mit Öffnung der Haustür zu regnen, doch ich habe den Schirm dabei und bin guten Mutes. Noch.
Nach Überquerung der Großen Brunnenstraße stehe ich dann vor dem Postkasten, dessen Einwurfklappe sich partout nicht öffnen lassen will. Ich entdecke einen Aufkleber: Vorübergehend gesperrt. Und nun auch die metallenen Riegel, die – fachmännisch verschraubt – verhindert haben, dass böse Buben in der letzten Nacht ihre Böller in das gelbe Auslaufmodell zwischenmenschlicher Kommunikation verfrachten konnten. Dahinter stehen sicher einschlägige Erfahrungen, denke ich mir und kann den Postbeamten nicht böse sein für ihre Vorsorge. Nun aber ist es bereits zehn Uhr durch im neuen Jahr, und da, wie ich dem Aufdruck entnehme, um 11 Uhr die letzte und einzige Sonn- wie Feiertagsleerung ansteht, sollte die Arretierung des Schlitzes doch eigentlich wieder aufgehoben sein?! Aber wer beginnt das neue Jahr schon gern mit derartiger Arbeit, denke ich und überlege, wo sich der nächste Postkasten befindet: Bis zum Reileck sind es weitere sieben Minuten, die ich gern in Kauf nehme, denn inzwischen sind die Schuhe durchgeweicht, da kann es nicht mehr schlimmer kommen.
Der zweite Postkasten erwartet mich mit nämlichem Aufkleber und ebenfalls verplombt. Hier allerdings lohnte es gar nicht, heut zu zürnen: Dieser Postkasten, so lerne ich lesend, werde sonntags ohnehin nicht geleert. Da reicht es dann also, wenn die Schrauben morgen gelöst werden.
Ich schlage einen Bogen, der mich über die Reilstraße zurück ins warme und trockene Heim bringen soll, in nur zehn Minuten, wie ich hoffe, denn ich nutze nun die Hypotenuse des zuvor beschrittenen beinahe gleichschenkligen Dreiecks. Zudem steht vor dem Arbeitsamt ja noch ein weiterer Briefkasten, den ich unterwegs ansteuern könnte, obgleich die Hoffnung gering ist, ihn in empfänglicherem Zustand als seine beiden Artgenossen anzutreffen. Doch siehe: Das erste Wunder des neuen Jahren geschieht gleich heute. Weder Aufkleber noch mechanische Sperre sind zu entdecken, und mein dicker Umschlag gleitet fast geräuschlos ins Innere des Blechkastens. Ich schüttele den Schirm ab und drehe mich schon gen Heimat, da fällt mein Blick auf die Leerungszeiten: Sonntags – 10.00 Uhr. Ohne Blick auf die Uhr weiß ich, dass es inzwischen halb elf sein muss. Hier war der Beamte also pünktlich, hatte sicher fröhlich pfeifend eine Minute vor zehn die Sicherungsvorrichtungen und anschließend sich selbst entfernt, wohl wissend, dass seit gestern keine Sendung den Weg ins Innere hatte finden können. Da liegt nun mein Lieferbrief, und der Mensch aus Wittenberge muss noch einen Tag länger warten auf die bestellte Musik. Es ist Neujahr. Da will ich mich nicht ärgern, noch nicht! Und da man am ersten Tag im Jahr auch ein wenig Nachsicht von seinen Mitmenschen erwarten darf, wird auch der Empfänger der Sendung mir diese zuteilwerden lassen, zumal ich mich redlich bemüht habe, wie er hier nachlesen kann…
... link (0 Kommentare) ... comment