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Freitag, 19. Juni 2020
Geschlechterfragen
zirkustiger, 22:36h
Es gibt Tage, die gehen vorüber, ohne dass ich mich über irgendwas aufregen könnte. Nicht, dass ich mit allem einverstanden wäre, was da so passiert und angedeutet, verbreitet, erklärt oder behauptet wird, aber als Aufreger reicht es halt nicht. Dann aber gibt es Momente, da möchte ich aus der Haut fahren. Und es ist ungesund, dies nicht zu tun.
So will und muss ich mich heute erregen über all die strengen Sittenwächter*innen und *außen, die gendern, was das Zeug hält (das Zeug – Neutrum!), die Sternchen verteilen, um damit eine ganz eigene Wertung vorzunehmen, und die Gaps aufreißen, über die ich nicht nur sprechend schwer hinwegkomme. Besonders brisant wird es für mich, wenn es der Kunst an den Kragen bzw. ans Geschlecht – im übertragenen wie wörtlichen Sinne – geht. Wie hat mich da jüngst das „Eiskalte Aufklärungsmanifest“ von Maxim Biller im Feuilleton der ZEIT (24/2020) erfreut, denn auch ihm geht da manches gegen den Strich.
Konkreter Anlass war allerdings keineswegs ein Strich, sondern eher das Gegenteil: „der erstklassige Penis“ (Zitat!) nämlich von Rammstein-Röhre Till Lindemann…, nun gut, das soll – wer will – dort selbst nachlesen. Allerdings übertrug sich der öffentliche Vorwurf männlicher Härte dann aufs poetische Werk des einstigen DDR-Schwimmkaders (die Frage, inwieweit das Staatsdoping zu dieser Härte im einen wie anderen Fall beigetragen haben könnte, stellt sich mir in diesem Zusammenhang, bleibt aber unbeantwortet und damit auch hier außen vor).
Und damit wird es zum leider nicht neuen Problem in Zeiten, da Eugen Gomringer, der altlüsterne Bewunderer der Frauen, nicht ungestraft eine Hochschulfassade betexten darf, hinter der heutige Student*/_Innen ihre feminine Militanz ausleben. (Dass Gomringers Schlüsseltext der Konkreten Poesie inzwischen an einer anderen Fassade ganz in der Nähe wiedererstanden ist, sei mit Dank an die Berliner Wohnungsgenossenschaft "Grüne Mitte" vermerkt – es gibt noch Mut in dieser Welt!)
Nun will ich gar nicht versuchen, Gomringer und Lindemann auf eine Stufe zu stellen; Vergleiche hinken ohnehin. Aber wenn schon, denn schon: Konsequenterweise empfehle ich, endlich den ollen Goethe vom Sockel zu schubsen, in Weimar und anderswo: „Und der wilde Knabe brach’s / Röslein auf der Heiden. / Röslein wehrte sich und stach, / half ihm doch kein Weh und Ach, / musst es eben leiden…“ – aber hallo! Das ist die reinste Vergewaltigungslyrik, meine Dam*innen! Und wer beim nächsten Abend mit Schubert-Liedern nicht bei der Forelle entrüstet aufspringt, gehört ausgepeitscht: Eine dreiste Verführung wird da besungen mit Lug und Betrug! Christian Friedrich Daniel Schubart, der Textdichter, sagt es in der letzten Strophe (die Schubert übrigens unvertont beiseite ließ?!) sehr deutlich: „Meist fehlt ihr nur aus Mangel / Der Klugheit; Mädchen, seht / Verführer mit der Angel – / Sonst blutet ihr zu spät“! Da kann dieser Schubart noch so sozialkritisch und antifeudal gedichtet haben, wie er will – so ein Text gehört auf den Scheiterhaufen der Geschichte. Und wenn der schon entzündet wird, werft bitte Heinrich von Kleist mit hinein: „Die Marquise von O.“ hat es verdient (bzw. derjenige, der laut Kleist ihre Ohnmacht für Dinge ausnutzte, die zu schildern sich in einem für Jugendliche unter 18 Jahren frei zugänglichen Blogbeitrag selbstredend verbietet). Von den Gebrüdern Grimm ganz zu schweigen, denn welche Moral muss man aus der Geschichte „Vom Fischer un sin Fru“ extrahieren? Genau: Das gierige Weib ist schuld am Unglück, in dem am Schluss der Story beide wieder sitzen! Der brave Mann kann nix dafür – außer dass er keinen A… in der Hose hatte, um sich gegen die zänkische Alte mal durchzusetzen.
So, nun geht es mir schon viel besser. Und eines ist sicher: Ihr habt noch viel zu tun!
So will und muss ich mich heute erregen über all die strengen Sittenwächter*innen und *außen, die gendern, was das Zeug hält (das Zeug – Neutrum!), die Sternchen verteilen, um damit eine ganz eigene Wertung vorzunehmen, und die Gaps aufreißen, über die ich nicht nur sprechend schwer hinwegkomme. Besonders brisant wird es für mich, wenn es der Kunst an den Kragen bzw. ans Geschlecht – im übertragenen wie wörtlichen Sinne – geht. Wie hat mich da jüngst das „Eiskalte Aufklärungsmanifest“ von Maxim Biller im Feuilleton der ZEIT (24/2020) erfreut, denn auch ihm geht da manches gegen den Strich.
Konkreter Anlass war allerdings keineswegs ein Strich, sondern eher das Gegenteil: „der erstklassige Penis“ (Zitat!) nämlich von Rammstein-Röhre Till Lindemann…, nun gut, das soll – wer will – dort selbst nachlesen. Allerdings übertrug sich der öffentliche Vorwurf männlicher Härte dann aufs poetische Werk des einstigen DDR-Schwimmkaders (die Frage, inwieweit das Staatsdoping zu dieser Härte im einen wie anderen Fall beigetragen haben könnte, stellt sich mir in diesem Zusammenhang, bleibt aber unbeantwortet und damit auch hier außen vor).
Und damit wird es zum leider nicht neuen Problem in Zeiten, da Eugen Gomringer, der altlüsterne Bewunderer der Frauen, nicht ungestraft eine Hochschulfassade betexten darf, hinter der heutige Student*/_Innen ihre feminine Militanz ausleben. (Dass Gomringers Schlüsseltext der Konkreten Poesie inzwischen an einer anderen Fassade ganz in der Nähe wiedererstanden ist, sei mit Dank an die Berliner Wohnungsgenossenschaft "Grüne Mitte" vermerkt – es gibt noch Mut in dieser Welt!)
Nun will ich gar nicht versuchen, Gomringer und Lindemann auf eine Stufe zu stellen; Vergleiche hinken ohnehin. Aber wenn schon, denn schon: Konsequenterweise empfehle ich, endlich den ollen Goethe vom Sockel zu schubsen, in Weimar und anderswo: „Und der wilde Knabe brach’s / Röslein auf der Heiden. / Röslein wehrte sich und stach, / half ihm doch kein Weh und Ach, / musst es eben leiden…“ – aber hallo! Das ist die reinste Vergewaltigungslyrik, meine Dam*innen! Und wer beim nächsten Abend mit Schubert-Liedern nicht bei der Forelle entrüstet aufspringt, gehört ausgepeitscht: Eine dreiste Verführung wird da besungen mit Lug und Betrug! Christian Friedrich Daniel Schubart, der Textdichter, sagt es in der letzten Strophe (die Schubert übrigens unvertont beiseite ließ?!) sehr deutlich: „Meist fehlt ihr nur aus Mangel / Der Klugheit; Mädchen, seht / Verführer mit der Angel – / Sonst blutet ihr zu spät“! Da kann dieser Schubart noch so sozialkritisch und antifeudal gedichtet haben, wie er will – so ein Text gehört auf den Scheiterhaufen der Geschichte. Und wenn der schon entzündet wird, werft bitte Heinrich von Kleist mit hinein: „Die Marquise von O.“ hat es verdient (bzw. derjenige, der laut Kleist ihre Ohnmacht für Dinge ausnutzte, die zu schildern sich in einem für Jugendliche unter 18 Jahren frei zugänglichen Blogbeitrag selbstredend verbietet). Von den Gebrüdern Grimm ganz zu schweigen, denn welche Moral muss man aus der Geschichte „Vom Fischer un sin Fru“ extrahieren? Genau: Das gierige Weib ist schuld am Unglück, in dem am Schluss der Story beide wieder sitzen! Der brave Mann kann nix dafür – außer dass er keinen A… in der Hose hatte, um sich gegen die zänkische Alte mal durchzusetzen.
So, nun geht es mir schon viel besser. Und eines ist sicher: Ihr habt noch viel zu tun!
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