Sonntag, 21. Juni 2020
Der Musterschüler
Philipp Amthor ist auch heute Thema in den Medien, dieser akkurat gescheitelte 27Jährige, dem man – so Parteifreunde – aufgrund seiner Jugend (???) gewisse Unbedachtheiten nachsehen müsse (nur zur Erinnerung: Der „Club der 27“ zeigt, dass man als Rock’n‘Roller schon zu alt sein kann, wenn man als Politiker noch als Greenhorn gelten darf).
Ich will nun gar nicht die schmutzige Wäsche der letzten Tage nachwaschen, sondern nur auf einen Satz des christlich-demokratischen Hoffnungsträgers von heute schauen, den die Tagesschau einleitet mit dem indirekten Amthor-Zitat, man müsse bereit sein, eigene Ziele hinter das Wohl der Partei zu stellen. Dann spricht Amthor selbst treuherzig und livehaftig:
„Deshalb habe ich mich an dieser Stelle heute trotz überragender Unterstützung und viel Zuspruch auch aus den eigenen Reihen entschieden, dass ich für das Amt des Landesvorsitzenden der CDU Mecklenburg-Vorpommern nicht zur Verfügung stehe.“
Diesen Satz sollte man mehrfach und genau lesen. Er wirft ein Licht auf die Verhältnisse innerhalb dieser Partei (Amthor beschwört das Bild der „fest geschlossenen Reihen“, aus denen überragende Unterstützung und viel Zuspruch kommt), aber wohl auch außerhalb, wobei mich schon interessieren würde, wem die Arabeske „auch“ vor „aus den eigenen Reihen“ gilt – der politische Gegner wird es ja kaum sein. Und die Formulierung „nicht zur Verfügung stehe“, die klingt geradezu schmollend und dünkelhaft – ätsch, das habt ihr nun davon!
„Aufgrund meines schwerwiegenden Fehlverhaltens bin ich nicht würdig, für den Landesvorsitz zu kandidieren“ – das wäre der richtige Satz gewesen. Knapp und präzise formuliert. Aber so etwas können Juristen wahrscheinlich gar nicht…

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