Freitag, 20. Februar 2015
Zusammenhänge herstellen - aber richtig!
zirkustiger, 09:40h
Die Lebenszufriedenheit der Deutschen ist sichtbar gestiegen. Das ist die wesentliche Aussage einer repräsentativen Studie im Auftrag der Bundesregierung, für deren Seriosität die altehrwürdige Alma mater in Halle geradesteht. Also – ich meine die Seriosität der Studie, nicht die des Auftraggebers (die ohnehin über jeden Zweifel erhaben ist). So melden es die Medien an dem einen Tag, und wir sehen froh, dass nun offenbar endlich zusammenwächst, was vor einem Vierteljahrhundert zusammengehörig gemacht wurde.
Am anderen Tag dann diese Meldung: Die Armut in Deutschland hat einen neuen historischen Höchststand erreicht. Zu diesem Ergebnis kommt der Paritätische Gesamtverband und stellt fest, dass hierzulande derzeit rund 12 Millionen Menschen unterhalb der Armutsgrenze leben (die freilich sehr relativ erscheint im weltweiten Vergleich).
Arm und … nein, nicht sexy, aber doch zufrieden? Ich reibe mir verwundert die Augen. Was sagen uns diese scheinbar gegensätzlichen Befunde? Nun, ganz einfach: Dass sich manches Problem, das linke Gesellschaftsverbesserer durch radikale Umschichtungen des so ungleich verteilten Reichtums lösen wollen, offenbar auch anders aus der Welt schaffen lässt. Man kann doch auch mit den Krümeln zufrieden sein, wenn man nicht immer auf die Torte schielt?! Weniger ist mehr. Zufriedenheit ist eine Einstellungssache, und manchmal muss man eben nur die richtigen Zusammenhänge herstellen… (das hatte das Berliner Bärchen ja bereits vor Jahren für seine arme Hauptstadt getan).
Warum aber beruhigt mich diese Erkenntnis nicht wirklich?
Am anderen Tag dann diese Meldung: Die Armut in Deutschland hat einen neuen historischen Höchststand erreicht. Zu diesem Ergebnis kommt der Paritätische Gesamtverband und stellt fest, dass hierzulande derzeit rund 12 Millionen Menschen unterhalb der Armutsgrenze leben (die freilich sehr relativ erscheint im weltweiten Vergleich).
Arm und … nein, nicht sexy, aber doch zufrieden? Ich reibe mir verwundert die Augen. Was sagen uns diese scheinbar gegensätzlichen Befunde? Nun, ganz einfach: Dass sich manches Problem, das linke Gesellschaftsverbesserer durch radikale Umschichtungen des so ungleich verteilten Reichtums lösen wollen, offenbar auch anders aus der Welt schaffen lässt. Man kann doch auch mit den Krümeln zufrieden sein, wenn man nicht immer auf die Torte schielt?! Weniger ist mehr. Zufriedenheit ist eine Einstellungssache, und manchmal muss man eben nur die richtigen Zusammenhänge herstellen… (das hatte das Berliner Bärchen ja bereits vor Jahren für seine arme Hauptstadt getan).
Warum aber beruhigt mich diese Erkenntnis nicht wirklich?
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Freitag, 28. Februar 2014
Notwendige Richtigstellung
zirkustiger, 14:38h
Drei rechtsradikale Übergriffe innerhalb einer Woche in Merseburg: Jeweils wurden Ausländer beschimpft, beleidigt, geschlagen, beraubt. Auch jene, die den Angegriffenen zu Hilfe eilten, wurden attackiert. Aber: Die Polizei kann Fahndungserfolge und Festnahmen von mutmaßlichen Tätern vermelden. Nun liegt die Hoffnung beim Rechtsstaat. Und bei couragierten Bürgerinnen und Bürgern, die gegen diese braunen Übergriffe mobil machen und ihre bunte Flagge zeigen. Davon gibt es in Merseburg – auch dank der Hochschule mit ihren Studierenden – zum Glück nicht wenige.
In diesem Kontext mutet es mindestens merkwürdig an, wenn sich Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) immer wieder beeilt zu versichern, diese drei Taten stünden in keinem Zusammenhang zueinander; sie hätten nichts miteinander zu tun. Formaljuristisch scheint der Minister recht zu haben: Es waren offensichtlich jeweils andere Täter beteiligt. Dennoch irrt Herr Stahlknecht gewaltig: Der Zusammenhang dieser Taten ist im latenten Hass auf Ausländer, in der Fremdenfeindlichkeit unserer Gesellschaft und in der weitgehenden Akzeptanz rechter Parolen zu sehen. Hinzu kommt eine weitere Gemeinsamkeit: Diese Taten häufen sich gerade dort, wo sich mutige Menschen ihnen entgegenstellen. Da soll eingeschüchtert und terrorisiert werden, da soll die Angst vor der Nacht der langen Messer umgehen, da soll die Demokratie ihren Bankrott erklären. Und diese Bankrotterklärung beginnt genau dort, wo Politiker behaupten, derartige Vorfälle hätten nichts miteinander zu tun, Herr Stahlknecht!
In diesem Kontext mutet es mindestens merkwürdig an, wenn sich Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) immer wieder beeilt zu versichern, diese drei Taten stünden in keinem Zusammenhang zueinander; sie hätten nichts miteinander zu tun. Formaljuristisch scheint der Minister recht zu haben: Es waren offensichtlich jeweils andere Täter beteiligt. Dennoch irrt Herr Stahlknecht gewaltig: Der Zusammenhang dieser Taten ist im latenten Hass auf Ausländer, in der Fremdenfeindlichkeit unserer Gesellschaft und in der weitgehenden Akzeptanz rechter Parolen zu sehen. Hinzu kommt eine weitere Gemeinsamkeit: Diese Taten häufen sich gerade dort, wo sich mutige Menschen ihnen entgegenstellen. Da soll eingeschüchtert und terrorisiert werden, da soll die Angst vor der Nacht der langen Messer umgehen, da soll die Demokratie ihren Bankrott erklären. Und diese Bankrotterklärung beginnt genau dort, wo Politiker behaupten, derartige Vorfälle hätten nichts miteinander zu tun, Herr Stahlknecht!
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Freitag, 25. Oktober 2013
Persönliche Betroffenheiten
zirkustiger, 00:29h
Nein, das betrifft nicht mich in diesem Falle. Eher uns. Alle. Ich - meine Freunde wissen das - habe nämlich gar kein Handy... na gut, stimmt nicht ganz, doch ich verrate es keinem, und ich nutze es nur in Notfällen, die zum Glück selten sind. Aber unsere Kanzlerin, die hat ein Handy, das sie auch benutzt, wie uns die Medien zeigen. Und vor allem beweist es die Aufregung, die es nun gibt, da bekannt wurde, dass die NSA offenbar ausgerechnet dieses Handy im Visier ihres Lauschangriffs hatte. In den Wochen zuvor, als es nur um die Deutschen und ihre Handys im Allgemeinen ging, blieben die Regierung und ihre Chefin auffallend zurückhaltend gegenüber den US-amerikanischen Freunden. Nun ist die Aufregung groß: Ausgerechnet die Kanzlerin!!! Jetzt muss aber was passieren! Die persönliche Betroffenheit ermöglicht mitunter eben doch ungeahnte Einsichten und Konsequenzen...
Da empfehle ich einfach mal, unserer Kanzlerin für die kommenden Monate nur den üblichen Hartz-IV-Satz aufs Konto zu überweisen. Mal sehen, ob sie dann begreift, was in dieser Gesellschaft an sozialer Ungerechtigkeit passiert. Man darf die Hoffnung ja nicht aufgeben, dass wir Menschen verstehen, was hier vor sich geht, wenn es uns nur selbst betrifft. Ganz direkt eben und unmittelbar. Wenn also "etwas erfahren" zugleich "eigene Erfahrung" bedeutet. Und dafür kann ich den geheimen Amis in diesem Falle nur herzlich danken!
Da empfehle ich einfach mal, unserer Kanzlerin für die kommenden Monate nur den üblichen Hartz-IV-Satz aufs Konto zu überweisen. Mal sehen, ob sie dann begreift, was in dieser Gesellschaft an sozialer Ungerechtigkeit passiert. Man darf die Hoffnung ja nicht aufgeben, dass wir Menschen verstehen, was hier vor sich geht, wenn es uns nur selbst betrifft. Ganz direkt eben und unmittelbar. Wenn also "etwas erfahren" zugleich "eigene Erfahrung" bedeutet. Und dafür kann ich den geheimen Amis in diesem Falle nur herzlich danken!
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Dienstag, 25. Juni 2013
Das Kreuz mit den Kreuzen
zirkustiger, 09:47h
Vorab: Nein, ich habe kein SPD-Parteibuch in der Tasche. Und ich finde auch nicht alles toll, was die Genossen der ältesten Partei in deutschen Landen da im aktuellen Wahlkampf verkünden und ihrem kantigen Kandidaten Peer Steinbrück als Hypothek mitgeben. Aber nachdem nun die christdemokratischen Schwesterparteien ihr Wahlprogramm (das sich gleich mal vollmundig Regierungsprogramm nennt) veröffentlicht haben, muss ich jegliche Zurückhaltung aufgeben und doch mal fragen, wie bescheuert wir – das Wahlvolk – eigentlich sind. Da verkauft uns Frau Merkel mit treuem Dackelblick diverse Leckerlis (werbewirksam vor allem für Frauen, Familien und Kinder), die aber auch in keinem einzigen Falle durch seriöse Finanzierungsmodelle abgesichert sind. Das alles gebe es nämlich nur nach Finanzierungsvorbehalt, wie es technokratisch heißt, und: Nein, Steuererhöhungen werde es mit ihr nicht geben, versichert die mächtigste Frau der Welt (das behaupte nicht ich, sondern wieder mal das Forbes Magazine!) rasch und beruhigt damit ihre besorgte Wählerklientel. Zugleich baut sie jenen aufgeschreckten Rot-Grün-Wählern eine Brücke, die von Steinbrück vorgerechnet bekommen, dass ein flächendeckender Mindestlohn nicht einfach mal so als Wahlgeschenk zu haben ist. Erhöhung des Spitzensteuersatzes, sagt der SPD-Hoffnungsträger trotzig in die ZDF-Kamera, und schon zucken wir zusammen. Und dazu eine Transaktionssteuer auf riskante Bankgeschäfte. Auch eine Vermögenssteuer sei nicht auszuschließen. Nun sind wir endgültig erledigt und danken der Mutter der Nation, die solche bösen Worte nur in den Mund nimmt, um sie ihren politischen Herausforderern ins Gesicht zu spucken, auf dass sie an jenen kleben bleiben wie abschreckende Pestmale: Bloß nicht zu nahe kommen! Sonst droht nämlich die Gefahr, sich an der Erkenntnis anzustecken, dass diese steuerpolitischen Maßnahmen, die das SPD-Programm zur Absicherung der (übrigens ganz ähnlich klingenden) Pläne im Erfolgsfalle ankündigt, im „schlimmsten“ Szenario ganze fünf Prozent des Wahlvolkes betreffen würden. Noch dazu jenes Zwanzigstel, das diesen solidarischen Aderlass auch verkraften könnte, ohne danach an Blutarmut zu verenden. Aber solange wir immer weitermerkeln, merken wir das halt nicht – leider…
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Samstag, 20. April 2013
Regieren ist doch keine Kunst...
zirkustiger, 11:39h
Sachsen-Anhalt, das ist da, wo man laut Statistik früher aufsteht. Und weil dieser Slogan zum Rohrkrepierer wurde, wird ein neuer gesucht. „Sexy und ausgeschlafen“ ist zum Beispiel im Angebot. Na ja, ich weiß nicht recht. Vielleicht doch eher: „Hier regiert noch der Herr im Hause“! Oder: „Willkommen in der Spar-Diktatur“?! Und besser noch: „Wer meckert, fliegt…“
Freitagmittag erfährt die Wissenschaftsministerin Birgitta Wolff (CDU) bei einem Außentermin per Telefon, dass CDU-Ministerpräsident Haseloff (der Begriff „Parteifreund“ passt nicht so recht) sie soeben entlassen habe. Ein Nachfolger war da bereits aus dem Hut gezaubert: Hartmut Möllring, der in Niedersachsen unter dem smarten CDU-Schotten einiges kaputtsparen durfte. „Wir alle sind nur Menschen“, wird Haseloff in der Presse zitiert. Was will er damit sagen? Dass es Menschen gibt, die einer argumentativen Auseinandersetzung mit einer abweichenden Meinung, bei der sich beider Positionen verändern müssten, dadurch aus dem Wege gehen, dass sie einfach den anderen aus dem Wege räumen? Die Gutsherrenart in Sachsen-Anhalt nimmt langsam diktatorische Züge an. Die unheilige Allianz zwischen Finanzminister Bullerjahn (SPD) und Ministerpräsident Haseloff beraubt das Land seiner attraktiven Aushängeschilder im Hochschulbereich. Nicht, dass dort nicht gespart werden könnte. Das kann es, und das muss es, und das wollen ja auch die Hochschulen selbst. Aber nicht ohne Augenmaß und Prüfung der konkreten Bedingungen, sondern in einem Dialog auf Augenhöhe. Dazu sind Haseloff und Bullerjahn ganz offensichtlich nicht fähig. Von Kanzel und Thron herab wird regiert, nicht anders. Und wer da querschießt wie Frau Wolff, die am Kabinettstisch wohl zu lange stillgehalten hat und sich nach eigener Aussage nun aber nicht mehr verbiegen könne, der muss raus aus dem Team. Als ob das noch ein Teamspiel wäre…
Birgitta Wolff findet sich – als Wirtschaftsprofessorin der Uni Magdeburg – nun wieder auf der anderen Seite der Barrikade ein. Und im Land werden weiter Löcher gestopft, indem andere gerissen werden. Wer hat eigentlich eine siebenjährige Legislatur beschlossen? Wann ist hier endlich die nächste Wahl…?!
Freitagmittag erfährt die Wissenschaftsministerin Birgitta Wolff (CDU) bei einem Außentermin per Telefon, dass CDU-Ministerpräsident Haseloff (der Begriff „Parteifreund“ passt nicht so recht) sie soeben entlassen habe. Ein Nachfolger war da bereits aus dem Hut gezaubert: Hartmut Möllring, der in Niedersachsen unter dem smarten CDU-Schotten einiges kaputtsparen durfte. „Wir alle sind nur Menschen“, wird Haseloff in der Presse zitiert. Was will er damit sagen? Dass es Menschen gibt, die einer argumentativen Auseinandersetzung mit einer abweichenden Meinung, bei der sich beider Positionen verändern müssten, dadurch aus dem Wege gehen, dass sie einfach den anderen aus dem Wege räumen? Die Gutsherrenart in Sachsen-Anhalt nimmt langsam diktatorische Züge an. Die unheilige Allianz zwischen Finanzminister Bullerjahn (SPD) und Ministerpräsident Haseloff beraubt das Land seiner attraktiven Aushängeschilder im Hochschulbereich. Nicht, dass dort nicht gespart werden könnte. Das kann es, und das muss es, und das wollen ja auch die Hochschulen selbst. Aber nicht ohne Augenmaß und Prüfung der konkreten Bedingungen, sondern in einem Dialog auf Augenhöhe. Dazu sind Haseloff und Bullerjahn ganz offensichtlich nicht fähig. Von Kanzel und Thron herab wird regiert, nicht anders. Und wer da querschießt wie Frau Wolff, die am Kabinettstisch wohl zu lange stillgehalten hat und sich nach eigener Aussage nun aber nicht mehr verbiegen könne, der muss raus aus dem Team. Als ob das noch ein Teamspiel wäre…
Birgitta Wolff findet sich – als Wirtschaftsprofessorin der Uni Magdeburg – nun wieder auf der anderen Seite der Barrikade ein. Und im Land werden weiter Löcher gestopft, indem andere gerissen werden. Wer hat eigentlich eine siebenjährige Legislatur beschlossen? Wann ist hier endlich die nächste Wahl…?!
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Dienstag, 19. Februar 2013
Lieber guter Weihnachtsmann...
zirkustiger, 17:10h
Wie schade, dass Müllmänner keine Landesbediensteten sind. Und Beamte – wie die Polizei – dürfen ja sowieso nicht streiken. Da sind die gewerkschaftlichen Druckmittel im aktuellen Arbeitskampf des Öffentlichen Dienstes (Tarifvertrag der Länder) relativ gering. Einzige Kampfreserve – die Lehrerschaft. Aber wen jucken schon deren Trillerpfeifen; Politiker augenscheinlich nicht. Zum Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite wurde Sachsen-Anhalts Finanzminister Jens Bullerjahn bestallt, und der hat ja häufiger schon mal durchblicken lassen, was er von Lehrern hält… (vgl. auch meinen Blog-Eintrag vom 13. November 2012): Die sollen gefälligst ein paar Stunden mehr arbeiten, um dem drohenden Lehrermangel im Osten entgegenzuwirken, und nicht nach (noch) mehr Geld schreien. Sechseinhalb Prozent – von wegen! Da kann der Magdeburger Sparfuchs nur müde abwinken. In einem Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung vom 16. Februar (auf www.mz-web.de nachzulesen) macht er keinen Hehl aus seiner Meinung: Warnstreiks seien zwar das gute Recht der Gewerkschaften, aber eigentlich ein hohles Ritual, einen eigenen Vorschlag als Antwort auf die gewerkschaftlichen Forderungen hält der Bullermann für überflüssigen Quatsch, und die Krone setzt er sich auf mit dem Vergleich (Zitat!): „Wenn Ihre Kinder einen Wunschzettel zu Weihnachten schreiben, schreiben Sie doch auch nicht einen Wunschzettel zurück…“. Das also ist die Weltsicht eines SPD-Ministers: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst des Landes als unmündige Kinderlein, die vielleicht einen Wunschzettel schreiben, aber keineswegs damit rechnen dürfen, dass der liebe gute Weihnachtsmann Jens B. ihnen diesen erfüllt. Eigentlich müssten sie wohl noch dankbar sein, dass er nicht die Rute rausholt, der ruppige Knecht.
Da kann ich nur hoffen, dass die Lehrerinnen und Lehrer sich ein bisschen was von der viel beschworenen Aufmüpfigkeit ihrer Schülerinnen und Schüler abschauen, um dem Möchtegern-Landes-Papa in spe mal deutlich die Meinung zu geigen. Schön klingen muss das nicht…
Da kann ich nur hoffen, dass die Lehrerinnen und Lehrer sich ein bisschen was von der viel beschworenen Aufmüpfigkeit ihrer Schülerinnen und Schüler abschauen, um dem Möchtegern-Landes-Papa in spe mal deutlich die Meinung zu geigen. Schön klingen muss das nicht…
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Freitag, 1. Februar 2013
Das Übel an der Wurzel packen!
zirkustiger, 08:37h
Nun wächst endlich zusammen, was zusammen gehört: Die hohe mediale Wellen schlagende Sexismus-Debatte mit dem eilfertigen Bemühen, die Literatur (zumal jene für Kinder und Jugendliche) von diskriminierenden Begriffen und Wendungen zu säubern. Niemand will da abseits stehen, und auch ich will politisch korrekt sein und begebe mich auf die Pirsch. Und da habe ich einen ganz schlimmen Finger entdeckt, einen, der es irgendwie tatsächlich geschafft hat, sich einen klassischen Anstrich zu verpassen, obgleich er auch mit so zweideutigen Begriffen wie „Aufklärung“ oder gar „Sturm und Drang“ in Verbindung gebracht werden kann. Genau, Freunde – es geht um unser aller Goethe! Und es geht ihm (endlich!) an den literarischen Kragen…
„Und der wilde Knabe brach’s / Röslein auf der Heiden. / Röslein wehrte sich und stach, / half ihm doch kein Weh und Ach, / musst es eben leiden.“
Wer hat da nicht die schöne Melodie von Franz Schubert im Ohr, und auch ich habe die Worte schon als unschuldiger Knabe mit Inbrunst gesungen, ohne zu ahnen, welch sexistischen Frevels ich mich damit schuldig machte. Aber meine Eltern müssen es doch gewusst haben. Und meine Lehrer! Lehrerinnen!!!
Dem Johann Wolfgang ging es doch nicht um eine rein florale Kostbarkeit; welcher Knabe interessiert sich schon für Blumen?! Aber: Eine frische Blüte zu entblättern, notfalls mit Gewalt, das ist das tief in der maskulinen Potenz und Violenz wurzelnde Verlangen, das Goethen hier die verklemmte Feder führte. Defloration! Ein Wort, das alles sagt. Was soll‘s da noch der Worte mehr? Raus damit aus den Lesebüchern, Goethe auf den Index der Schund- und Schmutzliteratur, und damit endlich Raum schaffen für eine saubere, reine, hygienische und sittlich erbauende Literatur, die sich Rainer Brüderle unters Kopfkissen legen kann!
„Und der wilde Knabe brach’s / Röslein auf der Heiden. / Röslein wehrte sich und stach, / half ihm doch kein Weh und Ach, / musst es eben leiden.“
Wer hat da nicht die schöne Melodie von Franz Schubert im Ohr, und auch ich habe die Worte schon als unschuldiger Knabe mit Inbrunst gesungen, ohne zu ahnen, welch sexistischen Frevels ich mich damit schuldig machte. Aber meine Eltern müssen es doch gewusst haben. Und meine Lehrer! Lehrerinnen!!!
Dem Johann Wolfgang ging es doch nicht um eine rein florale Kostbarkeit; welcher Knabe interessiert sich schon für Blumen?! Aber: Eine frische Blüte zu entblättern, notfalls mit Gewalt, das ist das tief in der maskulinen Potenz und Violenz wurzelnde Verlangen, das Goethen hier die verklemmte Feder führte. Defloration! Ein Wort, das alles sagt. Was soll‘s da noch der Worte mehr? Raus damit aus den Lesebüchern, Goethe auf den Index der Schund- und Schmutzliteratur, und damit endlich Raum schaffen für eine saubere, reine, hygienische und sittlich erbauende Literatur, die sich Rainer Brüderle unters Kopfkissen legen kann!
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Dienstag, 13. November 2012
Aufforderung zum Rücktritt
zirkustiger, 21:42h
„Über Deutschland lacht die Sonne – über Sachsen-Anhalt die ganze Welt…“ - der nette Spruch, ganz sicher geprägt von wenig wohlmeinenden Spät-Aufstehern, erfährt mal wieder einen schlagenden Beweis seiner Berechtigung, leider. Verursacher – und auch das ist ebenso bezeichnend wie bedauerlich: Das Landeskabinett. Genauer: Der Vize-Chef ganz oben, Jens Bullerjahn, seines Zeichens Finanzminister mit SPD-Parteibuch, was insofern eine Rolle spielt, als ihm die als SPD-nah geltende Lehrergewerkschaft GEW die Zahlen, die er nun selbst kleinlaut zugeben muss, schon vor Jahren überdeutlich ins Kontoführungsbuch geschrieben hat.
Es geht um die künftigen Lehrer- und Schülerzahlen im Bindestrich-Land zwischen Arendsee und Zeitz. Nachdem Herr Bullerjahn (seinem Namen alle Ehre machend) noch in der Vorwoche an der Seite seines CDU-Landesbosses Haseloff lauthals dahertönte, das Land müsse weiter Personal sparen, vor allem bei der Polizei und der Lehrerschaft, rudert er nun bei letzteren zurück: Die Zahlen, die ihm dazu vorlagen, hätten nicht gestimmt. Die richtigen hat nun eine hochbezahlte interministerielle Arbeitsgruppe ausgezählt und durchgerechnet, um zum selben Ergebnis zu kommen, das nicht nur der Gewerkschaft seit Jahren Sorgen bereitet: Dass nämlich an den Schulen in einigen Jahren durch Teilzeit und Ruhestand ein gravierender Lehrermangel im vierstelligen Bereich droht! Und dass gleichzeitig die Schülerzahlen im nächsten Jahrzehnt nicht etwa sinken, sondern leicht ansteigen werden.
Zwar wurden im letzten Jahr – endlich! – die Einstellungskorridore (man spreche besser vom Nadelöhr) für Lehramtsanwärter erweitert und dazu deren Ausbildungszeit verkürzt, was das Symptom an der Oberfläche, keineswegs aber das Übel an der Wurzel packt, denn die Ausbildungskapazität der einzigen lehrerbildenden Universität des Landes in Halle kann gar nicht jene Anzahl an Lehramtsstudenten durchschleusen, die nötig wären, um die drohenden Löcher halbwegs zu stopfen. Selbst inzwischen im Glanz verblichene Kultusminister/-innen hatten vor Jahren bereits den Finanzminister (der da übrigens auch schon Bullerjahn hieß) aufgefordert, das Personalentwicklungskonzept des Landes zu überdenken und unseren Kindern das zu sichern, was sie angeblich für ihre Zukunftsperspektive am wichtigsten brauchen: eine gute Schulbildung nämlich. Das hat der mächtige SPD-Mann schon damals abgeschmettert, als der Kultusminister noch nicht aus dem eigenen Parteistall kam. Inzwischen kracht es nun im SPD-Gebälk: Stephan Dorgerloh, seit gut einem Jahr im Amt, hat das gleiche Parteibuch in der Tasche wie Bullerjahn. Dass dennoch ein Finanzminister am Kabinettstisch schwerer wiegt als Kultur und Bildung zusammengenommen, ist allerdings eine …zigfach bewiesene deutsche Wahrheit. Ebenso wahr ist aber auch, dass ein Finanzminister, der nicht rechnen kann und der wider besseres Wissen jahrelang mit falschen Zahlen jongliert, in diesem Amte nichts zu suchen hat.
Allerdings hat Herr Bullerjahn nun auch Konzepte parat, wie dem jetzt zähneknirschend zugegebenen Personalmangel in der Lehrerschaft begegnet werden könne: Die faulen Säcke, die ohnehin jeden Nachmittag frei haben, sollten doch künftig 27 (statt bisher 26) Wochenstunden vor ihren lieben Kinderchen stehen… Prima Idee! Dann hätten sie in den verbleibenden 13 Stunden einer ordentlichen Arbeitswoche im öffentlichen Dienst immer noch massig Zeit, Streife zu laufen, denn wahrscheinlich hat Bullerjahn auch bei der Polizei falsch gezählt. Ich jedenfalls schlage vor, dass der Rotstift bei Herrn Bullerjahn direkt angesetzt wird und nicht etwa bei den hilflosen Hütern dieser Ordnung…
Es geht um die künftigen Lehrer- und Schülerzahlen im Bindestrich-Land zwischen Arendsee und Zeitz. Nachdem Herr Bullerjahn (seinem Namen alle Ehre machend) noch in der Vorwoche an der Seite seines CDU-Landesbosses Haseloff lauthals dahertönte, das Land müsse weiter Personal sparen, vor allem bei der Polizei und der Lehrerschaft, rudert er nun bei letzteren zurück: Die Zahlen, die ihm dazu vorlagen, hätten nicht gestimmt. Die richtigen hat nun eine hochbezahlte interministerielle Arbeitsgruppe ausgezählt und durchgerechnet, um zum selben Ergebnis zu kommen, das nicht nur der Gewerkschaft seit Jahren Sorgen bereitet: Dass nämlich an den Schulen in einigen Jahren durch Teilzeit und Ruhestand ein gravierender Lehrermangel im vierstelligen Bereich droht! Und dass gleichzeitig die Schülerzahlen im nächsten Jahrzehnt nicht etwa sinken, sondern leicht ansteigen werden.
Zwar wurden im letzten Jahr – endlich! – die Einstellungskorridore (man spreche besser vom Nadelöhr) für Lehramtsanwärter erweitert und dazu deren Ausbildungszeit verkürzt, was das Symptom an der Oberfläche, keineswegs aber das Übel an der Wurzel packt, denn die Ausbildungskapazität der einzigen lehrerbildenden Universität des Landes in Halle kann gar nicht jene Anzahl an Lehramtsstudenten durchschleusen, die nötig wären, um die drohenden Löcher halbwegs zu stopfen. Selbst inzwischen im Glanz verblichene Kultusminister/-innen hatten vor Jahren bereits den Finanzminister (der da übrigens auch schon Bullerjahn hieß) aufgefordert, das Personalentwicklungskonzept des Landes zu überdenken und unseren Kindern das zu sichern, was sie angeblich für ihre Zukunftsperspektive am wichtigsten brauchen: eine gute Schulbildung nämlich. Das hat der mächtige SPD-Mann schon damals abgeschmettert, als der Kultusminister noch nicht aus dem eigenen Parteistall kam. Inzwischen kracht es nun im SPD-Gebälk: Stephan Dorgerloh, seit gut einem Jahr im Amt, hat das gleiche Parteibuch in der Tasche wie Bullerjahn. Dass dennoch ein Finanzminister am Kabinettstisch schwerer wiegt als Kultur und Bildung zusammengenommen, ist allerdings eine …zigfach bewiesene deutsche Wahrheit. Ebenso wahr ist aber auch, dass ein Finanzminister, der nicht rechnen kann und der wider besseres Wissen jahrelang mit falschen Zahlen jongliert, in diesem Amte nichts zu suchen hat.
Allerdings hat Herr Bullerjahn nun auch Konzepte parat, wie dem jetzt zähneknirschend zugegebenen Personalmangel in der Lehrerschaft begegnet werden könne: Die faulen Säcke, die ohnehin jeden Nachmittag frei haben, sollten doch künftig 27 (statt bisher 26) Wochenstunden vor ihren lieben Kinderchen stehen… Prima Idee! Dann hätten sie in den verbleibenden 13 Stunden einer ordentlichen Arbeitswoche im öffentlichen Dienst immer noch massig Zeit, Streife zu laufen, denn wahrscheinlich hat Bullerjahn auch bei der Polizei falsch gezählt. Ich jedenfalls schlage vor, dass der Rotstift bei Herrn Bullerjahn direkt angesetzt wird und nicht etwa bei den hilflosen Hütern dieser Ordnung…
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Freitag, 31. August 2012
(K)Ein Thema für den Urlaub?
zirkustiger, 11:40h
Bin gerade auf dem Weg in den Urlaub. Die teure Saison ist ja vorbei – ab 1. September gibt’s die Sparangebote. Da bekommt man ein Vier-Sterne-Haus mit Sauna in Mittelschweden für unter 500 Euro. Nee, nee, nicht für die Woche, sondern für 14 Tage! Ein Schnäppchen sozusagen. Man muss ja zusehen, wo man bleibt.
Andere müssen das nicht so. Es gibt Berufsgruppen, die haben einen durchschnittlichen Verdienstzuwachs von 7,6 Prozent im Jahr. Im Durchschnitt, wie gesagt. Die Spitzentypen in der Gruppe haben sogar um 38 Prozent zugelegt! Gibt’s doch gar nicht, meint ihr? Von wegen: Es geht um die Aufsichtsräte der 30 deutschen DAX-Unternehmen. Solche Meldungen stehen relativ klein irgendwo im Wirtschaftsteil der Presse, während vorn drauf diese Schlagzeilen prangen: Krise verschärft sich weiter | Euro gerät unter Druck | Mit Hartz IV ins soziale Aus! Und weiter hinten liest man dann (wenn man es findet), dass der VW-Aufsichtsrat im letzten Jahr eben 38 Prozent mehr verdient hat als im Jahr davor. Und dass alle 30 DAX-Aufsichtsräte im Schnitt jene 7,6 Prozent zugelegt haben.
Hier bei uns streiken seit 8 Wochen die Mitarbeiter der S-Direkt. Das ist das CallCenter der Sparkasse. Verdi fordert für die Angestellten einen Mindestlohn von 8,50 Euro. Und zwar jetzt und nicht Zweitausendhosenknopf. Bewegt hat sich bisher nichts.
Ich hab aber noch nie gehört, dass ein Aufsichtsrat gestreikt hätte für eine Erhöhung seines Salärs. Trotzdem klappt das, ganz automatisch. Wie machen die das nur?
Na, ich hab ja jetzt zwei Wochen Zeit, in meinem günstigen Ferienhaus darüber nachzudenken…
Andere müssen das nicht so. Es gibt Berufsgruppen, die haben einen durchschnittlichen Verdienstzuwachs von 7,6 Prozent im Jahr. Im Durchschnitt, wie gesagt. Die Spitzentypen in der Gruppe haben sogar um 38 Prozent zugelegt! Gibt’s doch gar nicht, meint ihr? Von wegen: Es geht um die Aufsichtsräte der 30 deutschen DAX-Unternehmen. Solche Meldungen stehen relativ klein irgendwo im Wirtschaftsteil der Presse, während vorn drauf diese Schlagzeilen prangen: Krise verschärft sich weiter | Euro gerät unter Druck | Mit Hartz IV ins soziale Aus! Und weiter hinten liest man dann (wenn man es findet), dass der VW-Aufsichtsrat im letzten Jahr eben 38 Prozent mehr verdient hat als im Jahr davor. Und dass alle 30 DAX-Aufsichtsräte im Schnitt jene 7,6 Prozent zugelegt haben.
Hier bei uns streiken seit 8 Wochen die Mitarbeiter der S-Direkt. Das ist das CallCenter der Sparkasse. Verdi fordert für die Angestellten einen Mindestlohn von 8,50 Euro. Und zwar jetzt und nicht Zweitausendhosenknopf. Bewegt hat sich bisher nichts.
Ich hab aber noch nie gehört, dass ein Aufsichtsrat gestreikt hätte für eine Erhöhung seines Salärs. Trotzdem klappt das, ganz automatisch. Wie machen die das nur?
Na, ich hab ja jetzt zwei Wochen Zeit, in meinem günstigen Ferienhaus darüber nachzudenken…
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Donnerstag, 30. August 2012
Kleine Baumkunde
zirkustiger, 10:47h
So, so: Eine teutsche Eiche wurde abgesägt, über Nacht, und zwar von links. Das sagte eine Polizeisprecherin in Rostock, noch bevor im Internet eine Bekennerbotschaft auftauchte, die die Ausrichtung des Sägeblattes (ein Fuchsschwanz war es offenbar) bestätigte. Ansonsten wäre es wohl auch schwierig gewesen, die Aussage zu verifizieren: Ein Baumstamm ist bekanntlich rund, und da zu entscheiden, wo links sei und wo rechts, ist abhängig vom jeweiligen Standpunkt. Hier aber hat die „AG Antifaschistischer Fuchsschwanz“ ganze Arbeit geleistet, um „dieses Symbol für Deutschtümelei und Militarismus“ von seiner Wurzel zu trennen, auf dass es sein Hoffnungsgrün nicht weiter entfalte. Ein klarer Standpunkt.
Ich gebe zu, ich bin da selbst etwas gespalten (allerdings nicht ganz so wie eine vom Blitz getroffene Eiche): Die skandalösen Ereignisse in Rostock-Lichtenhagen haben mich seinerzeit tief empört, die Bilder des fanatisierten Mobs im nächtlichen Feuerschein haben sich tief eingebrannt. Daran auch nach 20 Jahren zu erinnern ist nicht nur legitim, sondern demokratische Pflicht. Ob nun gerade eine Eiche das für diesen Anlass angemessene Zeichen ist, darf allerdings bezweifelt werden: Der von seiner Natur her freilich zunächst unverdächtige Baum mit dem markanten Laub ist in der Vergangenheit zu häufig missbraucht und diskreditiert worden, von Bismarck über Hindenburg bis Hitler. Und ich gebe es zu: Wenn es geht, vermeide ich sogar den Besuch von Gasthöfen, die sich „Zur Deutschen Eiche“ nennen. Das mag übertrieben sein, aber mir ist der Lindenbaum am Brunnen vor dem Tore nun mal lieber. Und die verspielte Birke, die zitternde Espe und der duftende Flieder sowieso. Aber mit Symbolen ist das ja oft so eine Sache.
Nun war also der Fuchsschwanz am nächtlichen Werk und hat mit geschärftem Sägezahn darauf aufmerksam gemacht, „dass der Aufarbeitungsprozess noch längst nicht abgeschlossen ist“ (O-Ton Rostocks Sozialsenatorin Melzer), wie sich das die Rostocker Lokalpolitiker sicher gewünscht haben. Eine riesige Sonnenblume blüht ja schon an der Hauswand des gebrandmarkten Wohnblocks, gut. Und es wird wieder diskutiert, auch gut. Und wenn unbedingt gepflanzte Symbole gebraucht werden, plädiere ich für eine international, besser noch interkontinental zusammengestellte Baumgruppe. Vorbild könnte das Wörlitzer Gartenreich des aufgeklärten Fürsten Franz sein, in dem sich europäische, asiatische, afrikanische und amerikanische Gehölze seit Jahrhunderten gut vertragen – so ein kleiner dendrologischer Friedenspark in Rostock-Lichtenhagen (meinetwegen sogar mit Eiche). Da könnte dann wirklich was zusammenwachsen, nicht wahr?!
Ich gebe zu, ich bin da selbst etwas gespalten (allerdings nicht ganz so wie eine vom Blitz getroffene Eiche): Die skandalösen Ereignisse in Rostock-Lichtenhagen haben mich seinerzeit tief empört, die Bilder des fanatisierten Mobs im nächtlichen Feuerschein haben sich tief eingebrannt. Daran auch nach 20 Jahren zu erinnern ist nicht nur legitim, sondern demokratische Pflicht. Ob nun gerade eine Eiche das für diesen Anlass angemessene Zeichen ist, darf allerdings bezweifelt werden: Der von seiner Natur her freilich zunächst unverdächtige Baum mit dem markanten Laub ist in der Vergangenheit zu häufig missbraucht und diskreditiert worden, von Bismarck über Hindenburg bis Hitler. Und ich gebe es zu: Wenn es geht, vermeide ich sogar den Besuch von Gasthöfen, die sich „Zur Deutschen Eiche“ nennen. Das mag übertrieben sein, aber mir ist der Lindenbaum am Brunnen vor dem Tore nun mal lieber. Und die verspielte Birke, die zitternde Espe und der duftende Flieder sowieso. Aber mit Symbolen ist das ja oft so eine Sache.
Nun war also der Fuchsschwanz am nächtlichen Werk und hat mit geschärftem Sägezahn darauf aufmerksam gemacht, „dass der Aufarbeitungsprozess noch längst nicht abgeschlossen ist“ (O-Ton Rostocks Sozialsenatorin Melzer), wie sich das die Rostocker Lokalpolitiker sicher gewünscht haben. Eine riesige Sonnenblume blüht ja schon an der Hauswand des gebrandmarkten Wohnblocks, gut. Und es wird wieder diskutiert, auch gut. Und wenn unbedingt gepflanzte Symbole gebraucht werden, plädiere ich für eine international, besser noch interkontinental zusammengestellte Baumgruppe. Vorbild könnte das Wörlitzer Gartenreich des aufgeklärten Fürsten Franz sein, in dem sich europäische, asiatische, afrikanische und amerikanische Gehölze seit Jahrhunderten gut vertragen – so ein kleiner dendrologischer Friedenspark in Rostock-Lichtenhagen (meinetwegen sogar mit Eiche). Da könnte dann wirklich was zusammenwachsen, nicht wahr?!
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